Entstehung des Projektes und Wahl der Komponenten
Was macht man, wenn man eine Rollerbatterie und ein altes Autoradio in der Ecke stehen hat?
Ja, man stellt eine dumme Frage im Forum.
Die Überschrift lautete: "Tragbare Bluesklasse oder Ghettoblaster mit SB18 oder Power 17?" Aus dieser Frage, den daraus resultierenden vielen Diskussionen und den damit verbundenen Versuchen ist dann dieses hier nun vorgestellte Projekt entstanden. Wer sich tiefer mit dem Bau einer Bluesbox auseinandersetzen möchte, dem sei auch die Lektüre diese Threads im Forum empfohlen.
Sicherheit:
Hier an dieser Stelle möchte ich vorweg darauf hinweisen, dass natürlich jeder für die elektrische Sicherheit seines Gerätes selbst verantwortlich ist. Auch wenn es sich hier um 12 V Kleinspannung handelt, hat jeder auf die elektrische Sicherheit zu achten. Zwar ist keine Gefahr eines elektrischen Schlages durch Berühren der Elektrischen Teile gegeben. Jedoch ist ein 5AH Akku, so wie ich Ihn verwendet habe, schon ein richtiges Energiebündel und muss entsprechend den vorgeschriebenen Sicherheitsanweisungen eingebaut und betrieben werden. Wenn so ein 12 V Akku auf Grund eines Kurzschlusses explodiert, dann kann es zu schwersten Verletzungen kommen. Ganz zu schweigen von der Brandgefahr. So, nun aber zum eigentlichen Baubericht.
Wahl der Komponenten:
Chassis:
Es ist nicht die SB18 und auch nicht die Power17 geworden. Aber da bin ich nicht böse drum. Denn mit der SB15 Rear habe ich richtig gute Lautsprecher gefunden. Größe gut, Gewicht gerade noch im Rahmen. Das Etikett "Bluesklasse" war auch gegeben. Hier hat mir Fossi aus dem Forum genau die richtigen Boxen empfohlen. Wie sich die SB15 Rear im Verbund mit den anderen Komponenten schlägt, dazu unten mehr.
Akku:
Es ist der vorhandene 5Ah 12 Volt Roller-Akku (1,5 Kg) zum Einsatz gekommen. Diskutiert wurden viele andere Stromversorgungsvarianten. Aus Kostengründen habe ich mich für die Verwendung des schweren vorhandenen Akkus entschieden.
Autoradio:
Das alte Blaupunkt Autoradio mit CD Player hat den Test leider nicht bestanden. Der Stromverbrau war viel zu hoch. Nach 2,5 Stunden war der Akku leer gesaugt. Da war Ender der Vorstellung. Mit einem Verbrauch von mehr als 1 A im eingeschalteten Ruhezustand für eine rein mobile Anlage nicht zu gebrauchen.
Also habe ich nach Alternativen gesucht und mit dem Kleinverstärker TA2024B und dem Fiio X1 auch gefunden.
Quelle:
Mit dem Fiio X1 habe ich einen für die SB15 Rear einen würdigen Player erstanden der von mir auch das Prädikat Bluesklasse erhält. Der würde auch an vielen anderen Anlagen eine gute Figur machen da doch sein Kopfhörerausgang als Line Out geschaltet werden kann. Es werden bis zu 192KHz/24bit Dateien unterschiedlichster Formate unterstützt. Leider hat er keinen UKW Empfang.
Verstärker:
Der Kleinverstärker TA2024B hat seine Lautstärkegrenze. Eine Disco beschallen? Geht nicht. Eine Gartenparty? Ja, das gehth. Aber was hat die Lautstärke mit Wiedergabequalität zu tun? Nichts! Der TA2024B macht seine Sache so gut, dass er sich nahtlos in die Hifi-Kette einreiht und auch bei lauterer Gangart richtig schön spielt.
Holz:
Gewählt habe ich 16 mm Gabun Tischlerplatte mit einem geringen spezifischen Gewicht. Gabun Tischlerplatte ist sehr viel leichter als MDF. Die Stabilität hat sich auch als vollkommen ausreichend erwiesen.



Ziele, Lautstärke, Radioempfang
Erreichte und nicht erreichte Ziele:
Nicht unerwähnt sollen die Schwierigkeiten sein, die beim Bau von mobilen (noch) tragbaren Anlagen vorhanden sind:
An erster Stelle Gewicht, Gewicht und noch Mal Gewicht:
Wie so oft im Leben kommt man nur mit Kompromissen weiter. "Bluseklasse" und "leicht" und "laut" das beißt sich ein wenig. Ein hochwertiges Chassis wiegt nun mal ein paar Kilo. Möchte man Stereo hören, so sind zwei Seiten mit Chassis zu bestücken. Zwei Chassis brauchen aber auch doppelt so viel Leistung. Also wird der Akku auch schwerer. Hohe Lautstärke verlangt auch nach mehr Leistung. Also noch größerer Akku. Lange Laufzeiten? Geht natürlich. Machen wir den Akku eben noch ein wenig größer! Es gibt also einige Schrauben an denen gedreht werden kann. Die richtige Mischung muss gefunden werden. Prioritäten müssen gesetzt werden.
Was das Gewicht angeht habe ich mit 17 Kg das hier angestrebte Ziel gerade noch erreicht. Spielraum nach unten ist in Sachen Gewicht aber auch noch vorhanden. Allein der aus massiven Aluminium gefertigt Griff wiegt bei meiner Konstruktion schon ca. 1 Kg. Bei Verwendung eines hochwertigen leichteren Akkus ist bestimmt auch noch was drin.
Mein Akku bringt es immerhin auf 1,5 Kg. Und die Holzkonstruktion erlaubt auch noch eine kleine Gewichtsreduktion.
Aufbau der Schaltung:
Für einige Leser scheint vielleicht die Verwirklichung der elektrischen Schaltung ein unüberwindliches Hindernis. Hier möchte ich jedoch schnell Entwarnung geben. Ersten fällt bei jeder Box der Bau einer Weiche sowieso an. Es bleibt also nur die Verstärkerschaltung die zusätzlich aufgebaut werden muss. Und die Verdrahtung der Bauteile selber ist simpel. Im Grunde genauso wie ein Autoradio angeschlossen wird.
Natürlich ist, wie oben schon geschrieben, auf die elektrische Sicherheit zu achten. Eine Sicherung und ein Hauptschalter sollten also immer eingebaut werden. Die Sicherheitsvorschriften der verwendeten Batterien oder Akkus sind zu beachten!
Lautstärke:
Hier scheiden sich die Geister. Wie oben angedeutet ist ein Kompromiss zwischen Gewicht, Verstärkerleistung, Klangqualität, Lautstärke und Laufzeit notwendig.
Bei normaler Zimmerlautstärke läuft die Bluesbox ein paar Tage rund um die Uhr. Drehe ich den Lautstärkeregler auf Maximum, habe ich auch eine Lautstärke, die ich meinen Nachbarn nicht über längere Zeit zumuten kann.
Der Test in einem fast schalldichten Raum hat bei sehr gehobener Zimmerlautstärke (Gartenparty) eine Laufzeit von ca. 30 Stunden ergeben. Der Lautstärkeregler war da bei ca. 70 %.
Den Test mit voller Lautstärke hab ich mir geschenkt. Ich vermute jedoch, dass der Akku des FiioX1 der limitierende Faktor ist. Und der liegt so bei 8 bis 10 Stunden Dauerbetrieb.
Radioempfang:
Ein Radioempfang mit der Blusebox ist möglich. Als Zuspielgerät könnte ein Smartphone mit Radio App dienen. Da ich mich aus klanglichen Gründen jedoch vorerst für ein Gerät ohne Radioempfang entschieden habe, ist dieses Ziel aber bis dato nicht erreicht.



Klang
Klang:
Eins steht fest: diese tragbare Hifi Anlage mit den SB15 Rear spielt auf einem verdammt hohen Niveau.
Wenn es den Begriff "Bluesklasse" noch nicht gäbe, hätte ich Ihn, so wie es einigen hier in der DIY Gemeinde schon ergangen ist, nun auch für die SB 15 Blusebox erfinden müssen. Auch wenn ich noch nicht die langjährige Erfahrung habe wie andere, so erlaube ich mir trotzdem hier diese Einschätzung zum Besten zu geben.
Bestätigt wurde ich schon durch einige Ohhhhh und Ahhhhh welche durch die ersten Klänge ausgelöst wurden, die die Ohren von Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen erreichten. Das spielt aber toll, das dröhnt ja gar nicht so wie bei meinen Boxen. Das spielt aber Voluminös und ähnliche Kommentare.
Ich denke, auch auf dem Herbsttreffen der Community von Lautsprecherbau de konnte die Bluesbox klanglich überzeugen.



Raumakustik, Hifi-Kette, Ausbaumöglichkeiten, Kosten,
Raumakustik:
Dadurch, dass es sich um eine bewegliche Einheit handelt, testet man automatisch die Lautsprecher an vielen unterschiedlichen Orten und in unterschiedlichen Räumen. Hautnah kann man feststellen, wie entscheidend die Raumakustik ist. Besonders gut, man glaubt es kaum, kommt die Musik bei gehobener Lautstärke draußen in freier Umgebung. Einfach Klasse.
Schwächstes Glied in der Kette:
Nachdem ich dem Konstrukt einige Stunden Einspielzeit gegönnt hatte muss ich sagen, dass ich die anfängliche Suche nach dem schwächsten Glied aufgegeben habe und auch nicht wirklich fündig geworden bin.
Alles passt, als wenn es für einander gemacht worden ist. Alles harmoniert hervorragend miteinander. Deutlich sind die Unterschiede beim musikalischen Quellmaterial zu erkennen. Schlechte Aufnahmen werden sofort entlarvt. Die Stereo Abbildung ist selbst bei nicht vom Mittelteil getrennten Boxen spitze. Ein Genuss auch für Leisehörer. Viele Stunden habe ich schon auf der Terrasse verbracht und den Klängen bei geringer Lautstärke gelauscht.
So, jetzt soll es aber genug sein. Glauben kann man das sowieso erst wenn man es selber gehört hat.
Ausbaumöglichkeiten:
Das Projekt inspiriert zu weiteren Versuchen. Noch handelt es sich um eine reine Soundmaschine die vor Ort bedient werden muss. Denkbar ist aber zum Beispiel der Ausbau mit einer Fernbedienung für die Lautstärke eventuell in Verbund mit einem leistungsstärkeren Verstärker. Auch Bluetooth ist möglich. Passende Module wurden auf dem Herbsttreffen der Community von Intertechnik vorgestellt.
In Sachen Akku und Leistung ist Spielraum nach oben gegeben. Und warum soll die Bluesbox nicht auch mal ein zusätzliches Netzteil bekommen?
Auch der noch nicht vorhandene Radioempfang ist möglich. Hier an dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass die gesamte Anlage so hochwertig aufeinander abgestimmt ist, dass der Betrieb mit den mir zur Verfügung stehenden Smartphone eine Verschlechterung und zum Teil deutliche Verschlechterung des Klanges zur Folge hatte, die der SB15 absolut nicht würdig war. Zum Teil echte Klangvernichtungsmaschinen. Aber vielleicht geht da ja doch was. Es soll ja auch Smartphone mit recht gutem Klang geben.
Wie gesagt, ein hervorragendes Projekt um eigene Ideen auszuprobieren und zu verwirklichen.
Kosten:
Nicht verschweigen möchte ich die angefallen Kosten für das Projekt. Mit über 600 Euro war ich dabei. Dennoch: der Einsatz hat sich gelohnt. So manche Hifi Anlage würde unbenutzt in der Ecke stehen, wenn der Besitzer auch im Besitz der tragbaren Bluesklasse wäre. Ich jedenfalls habe in meinem Leben noch nie so viel Musik gehört wie in den letzten Wochen.
Sicherlich können die Kosten auch nach unten korrigiert werden. Hat man ein hochwertiges Handy, kann man eventuell auf einen neuen Player verzichten. Mein Player mit Speicherkarte ist immerhin mit 150 Euro in die Kostenaufstellung mit eingegangen. Vielleicht hat der Eine oder Andere auch noch einen brauchbaren Akku zur Verfügung. Auch muss es kein Griff aus reinem Aluminium sein.
Die Verwendung anderer preisgünstigerer Chassis ist natürlich auch möglich. Dass das Ergebnis meiner Bluesbox insgesamt so gut ausgefallen ist, liegt aber auch an der absoluten Sonderklasse der SB15 Rear.
Besonderheit:
Die Bluesbox ist so konstruiert, dass durch "eine" Schraube die Boxen vom Mittelteil getrennt werden können. Es hat gedauert bis ich auf diese so scheinbar einfache Lösung gekommen bin. Da hab ich mal richtig lange lange nachgedacht. Aber es hat sich gelohnt. Durch die Trennung der Boxen vom Mittelteil können diese auseinander gestellt werden, so dass eine bessere Stereobühne erreicht wird. Aber auch andere weiter Verwendungszwecke sind gegeben. Beispiel sei hier die Verwendung als SB15 Rear in einer Heimkinoanlage als Rear Lautsprecher. Dafür sind Sie ja ursprünglich geschaffen worden (was für eine Verschwendung).
Ich hatte mir bei einem Scheitern des Projektes die Möglichkeit offen gelassen die Boxen als normale Stereolautsprecher nutzen zu können. Das hat sich nun allerdings erledigt.
Wie geht es nun weiter?
So richtig fertig ist die Bluesbox noch nicht. Wie auf den Bildern zu erkennen ist, fehlt der Schliff und die Lackierung. Weil die Kiste so gut spielt hatte ich mich noch nicht durchringen können mit diesen Arbeiten anzufangen. Wollte ich doch die schöne Jahreszeit dazu nutzen Musik im Freien zu genießen. Und das war auch mal gut so.
Denn Nobody is perfekt. Und nichts geht über ausgiebiges Testen. Und so stellte sich bald heraus, dass die Strippen und die Buchsen auf der Rückseite des Gerätes zum Tragen äußerst ungünstig platziert sind. Also wird an der Bluesbox vor dem Lackieren der erste Umbau durchgeführt. Für den normalen Betrieb werden innenliegende Lautsprecherverbindungen eingebaut. Die rückseitigen Buchsen müssen weichen bzw. werden tiefer ins Gerät eingebaut. Der Anschluss für den Player wird ebenfalls noch optimiert. Der Player und das Kabel müssen zum Tragen eine entsprechende Vorrichtung bekommen. Das Kabel wird "versenkbar".
Eine Schutzvorrichtung für die Chassis wäre auch denkbar. Ich werde da allerdings drauf verzichten. Ansonsten ist alles gut.
Ja, so ganz fertig ist die Kiste also wirklich noch nicht. Dennoch wollte ich schon mal den Baubericht einstellen. Vielleicht hat ja Jemand Lust so ein Teil in ähnlicher Weise zu bauen. Und da sind die Wintermonate besser für geeignet als die Sommermonate. Denn der Sommer gehört der fertigen Blusbox und der Genuss der hochwertigen Musikwiedergabe im Freien.
Was mir aber so richtig schwer abgeht, ist die Blusebox jetzt wieder für die noch auszuführenden Arbeiten auseinanderzuschrauben. Denn mittlerweile ist aus der Bluesbox für mich eine Suchtbox geworden.
