Viele Jahre her als ich in meine eigene Wohnung eingezogen bin begann ich auch passende Lautsprecherboxen zu suchen. Mein ONKYO Receiver verdiente sich etwas Besseres als nur die gewöhnlichen aus einem Mediamarkt Laden.
Weil mein Vater genauso "Hi-Fi abhängig" ist, begann unser Weg nach der Suche nach einer vollkommenen Box. Wir suchten alle High-End Studios durch aber waren immer unzufrieden damit, was man für passendes Geld angeboten hat. Also nach kurzer Zeit habe ich mich entschieden, die Boxen lieber zu bauen als sie zu kaufen.
Und kurz danach entstand meine Idee, die Chassis zu kaufen, alle Teile für die Weiche, Holz, Kleber usw. und die Box in der Garage zu bauen. Die Weiche wurde mit LspCad berechnet und nach 10 Tagen wurden die Boxen mit SEAS Excel Chassis geboren. So sehen sie aus und sie spielen Klasse, bestimmt besser als Markenboxen für das gleiche Geld.
Diesen Sommer entschied ich mich meine Boxen meinem Vater rüberzugeben und eine neue muss her. Zuerst suchte ich alle aktuellen Onlinemagazine nach neun Trends in DYI Boxen durch und ich fand den THOR EVO 04 mit SEAS Excel Chassis. Weil ich schon SEAS kannte, dachte ich mir, ich werde bei der Marke bleiben und die THOR bauen. Na ja, aber wie wird eine Konstruktion aus dem Jahre 2004 in 2016 klingen und kann sie immer noch mit der Konkurrenz mithalten?
Weil ich ein regelmäßiger Besucher von Intertechnik Seiten bin, wollte ich zuerst wissen, wie es ein Expert sehen würde, der jeden Tag mit den neuesten Box zu tun hat. Also ich rief Marcus Nötzel aus IT an und fragte nach seiner Meinung. Nach einem langen und sehr angenehmen Gespräch entschied ich mich lieber etwas aus neueren Chassis zu bauen. Denn die 12 Jahre Entwicklung sind in dieser Branche sehr lange Zeit. Marcus hat mich an die SB Satori Chassis aufmerksam gemacht und stellte mir von ihm entworfene Satorique2 Box vor. Die Tests von Leuten, die die Boxen bauten überzeugten mich davon, dass ich den richtigen Weg endlich gefunden habe.

Und danach ging's los - eine schnelle Bestellung von dem Kit bei IT und eine noch schnellere Lieferung in perfekter Verpackung. Die vorderen Seiten kamen von IT, es lohnt sich bestimmt die gleich mit dem Bausatz zu bestellen. Den restlichen Zuschnitt habe ich bei einer Firma bestellt.
So sahen die Teile am Anfang aus. Die Kanten an den Vorderseiten wurden in 45 Grad abgeschliffen.
Box
Zuerst mussten alle Teile zusammenkleben werden. Es ist besser an den Seiten die Holzbolzen einzubauen damit alle Teile 100% zusammenpassen. Dazu wurde eine spezielle Fräsmaschine benutzt. Dann wurden die Teile zusammengeklebt. Dabei kann man perfekt die Befestigungsgurte aus dem Auto oder die Tischlerklemmen nutzen. Alle schwere Sachen werden auch willkommen.



Unten in der Weiche-Kammer wurden zur Verstärkung noch in die Ecken die Kantholzen eingebaut. Man muss hauptsächlich an den Kanten und Ecken sehr genau arbeiten damit man dann nicht so viel schleifen muss. Nächsten Tag kam die "schmutzige" Arbeit - Schleifen.
Bevor die letzte Seite angebracht wurde, habe ich den Dämmungsstoff in die Boxen gelegt. Alles mit einem doppelseitigen Klebeband befestigt. Danach konnte man die Boxen komplett schließen.
Alle Seiten wurden dann mit einer Schleifmaschine mit Grad 60/80 geschliffen und alle Löcher mit dem Kleiber zusätzlich eingefüllt. Weil man mit einer MDF arbeitet, muss man an den geschnittenen Kanten einen feineren Grad benutzen.

Farben Alchemie
Ich habe ein ganzes Set von Farben und Kitts vor der italienischen Firma Milesi benutzt. Ich wollte eine professionelle Lösung haben. Die Farbe sollte wirklich hart sein. Kein Zeug aus dem Hobbymarket. Es kamen 7 verschiedene Dosen (Aktivator, Basis, Farbe, 3 verschiedene Härter, Verdünner). Ich kam mir wie ein Alchimist vor.
Man musste die Teile in genauen Verhältnissen zusammenmischen. Gerade bei der MDF muss man sehr aufmerksam beim Kitten und Farbenbesprühen sein. Denn die Kanten sind sehr "durstig" und nehmen sehr viel Flüssigkeit an. Deswegen muss man die Schnittkanten mit einer Spezialflüssigkeit (Aktivator) anstreichen, damit die nicht mehr Farbe annimmt. So sehen die Boxen nach der Applikation des Aktivators aus. Ale Farben und Komponenten sind auf der Polyurethanbasis und mit dem Härter erreicht man gleiche Härte wie bei einem Parkettboden.
Als alles ausgehärtet wurde, konnten wir mit dem Verkitten beginnen. Also wieder 3 Komponenten zusammenmischen und mit der Pistole besprühen. Alles geht top leicht und der Kitt (eigentlich ist es eine PUR Farbe) trocknet sehr schnell aus.

Nach dem mehrmaligen, mehrtägigen und erschöpfenden Vorgang "sprühen-schleifen-sprühen-fein schleifen-sprühen-noch feiner schleifen" zeigte sich, dass es sich gelohnt hat, ein bisschen mehr Geld für die Farben auszugeben. Die finale Qualität der Oberfläche kann man eigentlich nur mit Glas vergleichen, so glatt kann es sein.
Die obere Ecke - siehe Foto - sieht so aus als ob es aus einer Kunststoff-Pressmaschine kommen würde. So scharfe Kanten habe ich schon lange nicht bei einer üblichen Farbe oder Kitt gesehen.
Furnieren
Die vordere, obere und hintere Seite werden in Weiß ausgeführt. Meine ersten Boxen wurden mit einer Vinyl-Tapete im Holzdesign beklebt. Und diese neuen sollten etwas Besseres bekommen. Deswegen werden die Seiten mit einem Palisander furniert. Alles kam in einem Papierkarton, zusammengerollt.
Die Weiche
Während die Boxen furniert werden, konnte ich die Weiche zusammenbauen. In dem Bau-Kit von IT bekommt man alles, sogar auch eine Löt-Platine, die alles vereinfacht. Weil ich aber meinen Receiver mir Bi-Wiring betreibe, musste ich eine kleine Änderung daran durchführen um den gemeinsamen Eingang in zwei Wege trennen. Dazu reichte nur einen kurzen Weg durchfräsen. Die Weiche mit den Kabeln ist fertig zur Montage. China-Klebepistole wurde ab und zu benutzt.
Die furnierten Boxen kamen zurück von dem Schreiner und sehen toll aus. Jetzt werden die Seiten abgedeckt um mit dem Farbensprühen fortzufahren. In der geschlossenen Garage wurden alle Seiten mit der finalen Farbe besprühen. Langsam und in "Slow Motion" um kein Staub aufzuhetzen. Die Farbe muss 24 Stunden aushärten.
Und nach dem abtrocken und wieder einem Tag konnten wir endlich unter "die Haube" reinschauen. Der erste Anblick war toll, die perlweiße Farbe mit der Dunkelheit des Palisanderholzes sah wirklich toll aus.
Die Ver
Weil uns die Ausführung der THOR 04 gefiel und um die Box noch hochwertiger sehen zu lassen, entschieden wir uns die Vorderseite der Box mit Edelstahl auszurüsten. Die Platten wurden mit dem Wasserstrahl millimetergenau geschnitten und an die Vorderseite mit einem Kontaktkleber geklebt.

Chassis-Besatzung
Jetzt werden die Weichen eingebaut und die Kabel zu den Chassis geführt. Die Weiche wird ganz in den unteren Fach eingebaut und festgeschraubt. Die Leitungen zu den Chassis werden durch kleine Löcher in der Unterseite durchgesteckt.


Wegen der Metalfrontplatte musste ich die Chassis um cca. 2 mm höher in den Löchern setzen. Dazu wurde die Miralonfolie benutzt (sie wird unter dem Fliesboden benutzt).
Die Box wird auf die Spikes gestellt und unten kommen noch Blocks aus dem schwarz-weißen Granit.
Es ist fast fertig .....nur noch den letzten Teil aufbringen - das Logo :-)
Die "V&R Edition" Zugabe kommt von Vladimir (ich) und Ru.
Also jetzt endlich Schluss ... es ist Zeit um Prost zu sagen und mit einem Glass den langen Weg zu krönen.
Hier ein Paar Details der fertigen Box:



Die Hörprobe
Nach dem Prost wurden die Boxen an den ONKYO Receiver angeschlossen. Es war kurz nach 22 Uhr. Als ersten Song kam ein Track You and Your Friend von Dire Straits Album On Every Street (CD). Schon die ersten Tone schienen ganz anders zu klingen als ich es mir gewohnt war von meiner alten Box. Mark Knopfler war auf einmal da - in unserem Wohnzimmer und so real. Um ehrlich zu sein, dachte ich mir von der Box am Anfang nichts Großes. Ich glaubte nicht, dass so kleine Box mit zwei kleinen Woofers fähig sein wird auch tiefe Bässe zu spielen aber was am Ende aus den Zwergen kam, das ist einfach ein Wunder.
Das Hotel California von Eagles in Live Version aus Hell Freezes Over (XRCD) ist ein Balsam. Die Gittarenslides sind einfach zu real, man sucht den Glen Frey hinter der Box. Die Frauenstimme in Avalon von Roxy Music (SACD) steht 2 Metern von der linken Box irgendwo in der Luft. Eric Clapton in Wonderful Tonight (SACD Slowhand) bringt die Tränen in die Augen. Sogar die low bitrate Internetradios klingen als ob die Songs aus den CDs gespielt würden.
Endlich verstehe ich den Sinn der Worte von Testern in Audio Magazinen: Die Satorique2 bringt die Wahrheit, die Echtheit, die Präsenz, die Details, die Tiefe, die Transparenz, die Leichtigkeit, ... Als ich vor dem Bauanfang Marcus vor IT angerufen habe, hat er mir mitten im Gespräch gesagt "Jede Mutter hat eine schönere Tochter". Und ich muss zugeben, diese Tochter ist pretty sexy und jeden Cent wert.
Einen "Nachteil" hat die Box übrigens - sie verzeiht keinen Fehler in der Aufnahme. Also jetzt sortiere ich langsam meine Audioträger in zwei Säulen - "Toll aufgenommen" und "Schrott". Ich war überrascht, wie viele weltbekannte Künstler ihre CDs schlampig aufnehmen. Gott sei Dank, ich habe viele SACDs und die klingen meistens sehrt gut. Die Re-Edition von allen Dire Straits Alben in SHM-SACD ist ein Muss für jeden Feinschmecker. Also Leute habt keine Angst sich die Lautsprecherboxen selbst zu bauen. Es ist eine tolle Erfahrung und es macht viel Spaß.
Gruß
V&R
P.S. Eigentlich zwei Nachteile. Beim direktem Vergleich mit meiner alten Box kam mein Vater nach 5 Minuten mit einer Antwort - "Die alte SEAS Box muss raus und diese neue muss rein. Bestell mal eine auch für mich."
Also es geht bald wieder in die Garage...