La Darling war mein erstes Projekt auf der der französischen Intertechnik Lautsprechermagazinseite projet-haut-parleurs.fr, welches gut angenommen worden ist. Das ist mittlerweile über ein Jahr her. Der Bausatz ist gut, aber ich will noch etwas Besseres anbieten. In der Ursprungsversion wurde Seas Prestige HT 22TFF eingesetzt. Der 22TFF ist – für sein Geld – ein sehr guter Hochtöner, nur was nach Aufbau und Abstimmung der Box dann im Bass und Mittelton herauskamen hatte mich überrascht. Das hatte aber einen noch besseren Hochtöner verdient. Daher habe ich beschlossen eine verbesserte Version der Darling zu entwickeln, die ich dann Darling Reloaded getauft habe.
Ohne Ferrofluid
Der Seas Excel T25CF003 ist ein Ferrofluid freier Hochtöner, welche im Allgemeinen besser aufspielen als ihre mit Ferrofluid gefüllten Gegenspieler. Warum das so ist möchte ich hier mal erklären. Das Ferrofluid hat zwei Hauptaufgaben, als erstes soll es die Schwingspule besser kühlen in dem die Metallpartikel die im Fluid sind (und so wird das Fluid im Luftspalt gehalten: das Magnetfeld zieht die Partikel an und damit das Ferrofluid) die von der Schwingspule abgegebene Wärme ableiten und zu den Polkernen des Magnetsystems weiterleiten. Des Weiteren ist das Fluid dämpfend - welches eine auf Silikonöl basierende viskose Flüssigkeit ist, wo die Metall Partikel beigemischt sind, welche dem Fluid diese schwarzes Aussehen gibt - und bremst die Resonanzfrequenz (die Spitze geht herunter), so dass diese dann nicht den Frequenzgang und den Klang beeinflussen kann. Aber der T25CF003 ist eine gute Konstruktion, die Wärmeableitung geschieht hier sehr gut (Alu Schwingspulenträger, große Matallmassen); außerdem ist die Resonanzfrequenz hier so niedrig dass sie nicht störend wirkt. Warum Seas nach wie vor oft Ferrofluid einsetzt ist mir schleierhaft, da die meisten Hochtöner auch ohne auskommen könnten. Auch Intertechnik hatte schon vor Jahren Seas darauf hingewiesen, dabei ist damals die gesamte Noferro Hochtöner Linie bei Seas herausgekommen. Die ersten der Sorte waren NoFerro550 und NoFerro900. Es gibt Hochtöner die den Fluid brauchen: die kleinen Car Hifi Hochtöner, die oft wegen fehlendem Volumen eine ausgeprägte Resonanzfrequenz haben, der die zumeist auch noch über 1 bis 1,5kHz liegen und somit den Frequenzgang beeinflussen bzw. die Funktion des Hochpass der nur oft aus einem Kondensator besteht, und damit harsch klingen können. Außerdem sind diese oft mit kleinen Neodym Magnetsystemen bestückt, die die Schwingspule nicht korrekt kühlen. Wie nun Ferrofluid - ob er nötig oder nicht nötig ist - den Klang beeinflussen kann liegt auf der Hand: da er eine dämpfende Funktion hat, diese Dämpfung aber nicht selektiv ist und ebenfalls bis 20kHz dämpft bzw. bremst, klingt der Hochtöner einfach zurückhaltender und weniger Luftig.
Hochtonlautsprecher Seas Excel T25CF003
Der Tweeter ist mit einer 26mm Kalotte ausgestattet, welcher aus einem Polyestergewebe besteht, und von Seas als Sonomex getauft worden ist. Die Zuleitungen zur Schwingspule sind aus flexibler Litze, und damit zuverlässiger sind als einfache Drähte. Ein angeflanschtes Volumen aus Gusseisen ermöglicht eine sehr niedrige Resonanzfrequenz von 600Hz; das Magnetsystem ist mit zwei Ferriten ausgestatte, und die stabile Frontplatte ist 6,2mm dick und besteht ebenfalls aus Gusseisen. Dieser sehr gut verarbeitete Hochtöner, welcher ab 1kHz eingesetzt werden kann und bis fast 30kHz hoch spielt hat einen mit Ferrofluid gefüllten Pendant, den T25CF001, der kurioserweise günstiger ist.
Leisesprecher?
Die Darling überrascht, da sie auch sehr leise gespielt, dank der Transmissionline, einen sehr durchhörbaren Bass hat, der tief runter geht und dabei Druck macht. Dabei klar spielt und sehr präzise bleibt. Das erlaubt Leuten, die eine eher kleine Mietwohnung haben, auch spät Abends noch gut Musik hören zu können ohne direkt einen Bürgerkrieg mit den Nachbarn auszulösen. Das soll nicht heißen das die Darling nicht auch laut kann. Der gut konstruierte langhubige 15WLY001 ist in der Lage auch Großorchester korrekt wiederzugeben, aber Bassorgien kann er naturgemäß nicht.
Das Gehäuse
Ich wollte jetzt nicht die Gehäuse noch mal neu bauen und die von 2013 übernehmen. Da der T25CF003 eine größere Frontplatte hat, musste ich die Ausfräsung vergrößern. Das ist aber nicht einfach da der Fräszirkel einen Ansatz mittig braucht, welcher aber nicht mehr vorhanden ist weil da das Loch des alten Hochtöner ist. Also habe ich mir was einfallen müssen, und zwar eine 25 x 30mm Holzleiste, welche ich gegen die hintere Wand der Hochtönerkammer geklebt habe, und bündig mit der Frontplatte des Gehäuses abgesägt habe. Nach völliger Trocknung habe ich Mittig auf die Leiste das Zentrum markiert (dabei habe ich mit einem Lineal jeweils von den gegenüberliegen Schraubenlöcher des alten Hochtöners ein Kreuz auf die Leiste gezeichnet); eine 5mm Bohrung für die M5 Führungsschraube des Fräszirkel gebohrt, und nun konnte ich die Fräsung auf 11cm vergrößern, und 6,2mm tief machen.
Danach habe ich die Leiste einfach wieder abgebrochen, musste danach aber noch ein Loch von etwa 70mm mit einer Glockensäge machen, weil der T25 wesentlich tiefer ist. Die einzelnen Schritte sind hier mit Fotos illustriert. Wer natürlich das Gehäuse neu baut, braucht die Modifikationen nicht zu machen, der hier abgebildete Bauplan ist natürlich dem neuen Hochtöner angepasst.
- Mehr Auskünfte wie Zusammenbau gibt es im originalen Bericht der Darling hier.
Die DämpfungWir verwenden Tyrofoam, einen speziellen schweren Schaum in 30mm und 10mm Dicke. Das Foto zeigt, wo er angebracht wird. Die Breite wird durch die Tatsache bestimmt, dass die Platte ungefähr in der Hälfte geteilt wird, was mehr oder weniger der Breite im Inneren entspricht (minimal weniger). Die Matten werden mit Heißkleber geklebt. Dann werden Sonofil-Streifen auf eine Breite von 14cm geschnitten, also etwas mehr als die Breite im Inneren: dadurch halten sie besser. Das kleine Brett "A" wird mit etwas Sonofil umgeben und verstopft die Leitung etwas. Das ist so gewollt. Nicht pressen, es muss locker bleiben. Der Raum an der Rückseite des Woofers wird ebenfalls mit Sonofil gefüllt. Der Ausgang für die Leitung bleibt dabei möglichst frei.
Die Frequenzweiche
Nach mehreren Versuchen konnte ich den Tiefpass ohne Änderung übernehmen, nur der Hochpass bekam neue Werte, bleibt aber von 3. Ordnung. Das Zobelfilter konnte wegfallen, da der T25 nicht den Anstieg zu hohen Frequenzen hat wie 22TFF. Der bessere Hochtöner verlangt auch nach entsprechend höherwertigen Frequenzweichenbauteilen, wie Luftspulen, Audyn MKP und MKT Kondensatoren, um die Quintessenz aus den hervorragenden Chassis zu holen. Deswegen habe ich eine Intertechnik Tritec Spulen für den Bass, eng selektierte Audyn-Cap Plus Kondensatoren und eine Backlackdrahtspule für den Hochtöner drin. Sowie keine Elkos mehr.
Die Messungen
Seit ich im Frühjahr umgezogen bin, habe ich zwar einen größeren Garten, aber einen kleineren Messraum. Da sich der Schnee im Elsass angemeldet hat konnte ich nicht im Garten messen (bei der Kälte wären die Resultate auch nicht akkurat). Macht nichts, dann wird das Messen etwas zeitaufwendig, aber trotzdem präzise. Das von mir eingesetzte DAAS4 hat nämlich eine interessante Zusatzfunktion, wo man eine Distanzmessung (etwa 1 Meter) mit einer Nahfeldmessung kombinieren kann, wobei man den Übergang auf dem Schrieb nicht sieht. Deswegen sind die Messungen, wo man auf Achse und auf Winkel gemessene Kurven, sowie die wo man den Übergang zwischen Tief- und Hochtöner sieht, nur ab 100Hz angezeigt werden. Bei der Nahfeldmessung sieht man dass die Darling bis 30Hz herunter geht, eine echt großartige Leistung.
Kombinierte Bandbreite (siehe Text) Bandbreitenfilter mit Cutoff-
Frequenzgang bei 0°, 15° et 30° Impedanz
Sprungantwort Wasserfall
Verzerrung bei 90dB
- Die kombinierte Messung zeigt dass beide die Darling und Darling Reloaded sehr tief runter gehen. Die Übergangsfrequenz ist 2,2kHz.
- Die Messungen bei 15° und 30° zeigen dass der Hochtöner sehr wenig bündelt für eine 26mm Kalotte.
- Die Impedanzkurve ist eher linear, und eine Impedanzkorrektur für Röhrenverstärker ist nicht nötig.
- Die Sprungantwort zeigt einige Wellen: die Membrane des 15W ist aus beschichtetem Papier und nicht so stabil wie z.B. eine Hexacone Membrane, aber die Wellen sind nicht stark ausgebreitet und das dürfte Klanglich sich nicht bemerkbar machen.
- Das Wasserfalldiagramm zeigt ein etwas verzögertes Ausschwingverhalten zwischen 3 und 5kHz, die sind aber so niedrig, dass sie unhörbar sind. Wahrscheinlich ist das eher ein Raumeinfluss.
- Die Verzerrungen bei 90dB liegen extrem niedrig, unter 0,32%
Klingt besser
Natürlich ist der Hochtonbereich besser in der Auflösung und Luftigkeit, aber sogar der obere Mitteltonbereich hat bei der Darling reloaded zugelegt. Die Darling Reloaded ist einfach ein neuer Lautsprecher, identisch im Bass aber sonst klingt alles einfach besser. Die neue Version legt in Allem noch mal einen drauf. Ein noch strahlender Hochton, ohne vorlaut zu werden, einen schöneren Mitteltonbereich und eine vergrößerte Tiefe. Mission erfüllt.
Daniel Emonts