Meine ersten Lautsprecher habe ich vor 20 Jahren gebaut. Da es sich um fertig gebaute und lackierte Gehäuse handelte und es nur um das Einbauen der Weiche und der Lautsprecher ging, muss man aus heutiger Sicht von Lautsprecher-Zusammenbau sprechen. Wie dem auch sei, das Ergebnis war jahrelang zufriedenstellend.
Im Laufe der Zeit kam der Nachwuchs und der Nachwuchs bekam Besuch, man passte gegenseitig auf die zusammen spielenden Kinder auf. Mal mehr und mal weniger. So kam es, wie es kommen musste. Eine nach der anderen Kalotte wurde von Kinderhänden auf die Beweglichkeit hin überprüft. Mal mehr und mal weniger.
So wurden die Lautsprecher irgendwann zum Versicherungsfall. Da bei Haftpflichtschäden nur der Zeitwert reguliert gibt, war das Budget für neue Lautsprecher klein. Ich kaufte mir in einem großen Elektronikmarkt ein paar Auslaufmodelle, die in einer großen Hifi-Zeitschrift auf „Spitzenklasse“ gerated wurden. Mit diesen Lautsprechern wurde ich nie richtig glücklich. Mein Schwager hatte nach der Schadenregulierung meine Selbstbauboxen mit den eingedrückten Kalotten übernommen und ich fand, dass sie trotzdem noch besser klangen als meine „Spitzenklasse“-Lautsprecher.
Meine lange Suche in diversen Hifi-Geschäften und Recherche im Internet führte mich schließlich auf diese Seite. Mit wachsender Begeisterung las ich diverse Bauberichte, für die ich mich schon jetzt bei allen Verfassern bedanken möchte. Mein Wunsch, die 350 km ins Hörstudio zu fahren, wurde immer größer. Im Oktober letzten Jahres war es dann soweit. Als ich vor dem Laden stand, dachte ich zunächst: „Da ist zu!“ Als ich eintrat, war zunächst nur ein Sitzplatz in zweiter Reihe frei. Das gesamte Sofa war belegt. Wer davon Udo war, war unschwer zu erkennen.
Als ich an der Reihe war, beschrieb ich, was ich suchte und bin nach dreistündiger Hörsitzung bei der Duetta „hängen geblieben“. So etwas Gutes hatte ich vorher noch nicht
gehört! Weil ich aber (auch aus Aufstellungsgründen) etwas Schlankeres wollte, sollte es die neue MIDU2 werden, obwohl sie zum Hörtermin noch gar nicht fertig war. Den Hoch- und Mitteltöner kannte ich ja jetzt und damit, dass der Bass nicht so tief in den Frequenzkeller geht, konnte ich leben. Ich habe mir sofort zwei MIDU2-Bausätze reservieren lassen.
Da der Bausatz noch zu Ende entwickelt werden musste, konnte ich in aller Ruhe die Gehäuse bauen. Der Baumarktzuschnitt hatte leider Maßabweichungen, was ich zum Teil durch Aufleimen von Furnierstücken auf die Kanten ausgleichen konnte. Das Zusammenleimen der MDF-Platten ist eigentlich nicht schwer, aber mir rutschten zunächst beim Ansetzen der Schraubzwingen einige Platten aus der Flucht. Nach ein paar Versuchen habe ich mich nicht mehr gestresst, etwas Zeit nach dem Ansetzen verstreichen lassen und die Zwingen erst angesetzt, als ich das Gefühl hatte, dass sich der Leim schon etwas mit dem Material verbunden hat. Das hat ganz gut funktioniert. Den Reflexkanal habe ich diesen schon vor dem Leimen furniert.
Leider war die Frontplatte in sich verbogen, was ich aufgrund mangelnder Kenntnisse nicht geradebiegen konnte. Bei den vorn überstehenden Seitenteilen musste der Schwingschleifer ran. Das hat so gut funktioniert, dass ich auch von der Frontplatte abgeschliffen habe.
Also: Holzspachtel kaufen und Spachteln. Was habe ich daraus gelernt? In meinem nächsten Leben werde ich die Frontplatte von vorn gegen das Gehäuse setzen und nicht dazwischen.
Da ich, wie schon erwähnt, schon ein paar Boxen durch Kinderhände „verloren“ habe, traf ich dieses Mal Schutzvorkehrungen. Vor dem Furnieren habe ich Magneten in das Gehäuse eingebaut und die Löcher abschließend zugespachtelt.
Ich hatte mich entschieden, erst die Gehäuse vollständig zusammenzubauen und anschließend die Öffnungen zu fräsen. Um zu kontrollieren, ob sich im Inneren alle Einbauten am richtigen Platz befinden, habe ich ein paar Lautsprecherattrappen „gebaut“.
Um die 2 Türme (wie meine Frau sagte) etwas gefälliger zu machen, habe ich mit der Kreissäge an der Front links und rechts Fasen gesägt. Hierzu habe ich mir mit einer Aluschiene eine Führung „gebaut“ und die Ecken im 45°-Winkel mit der Kreissäge abgesägt. In der Zwischenzeit trafen auch die bestellten Bausätze ein und die Weichen wollten zusammen gelötet werden.
Zum Testen der Weichen hatte ich diese einfach zwischen meinen Verstärker und die alten Boxen angeschlossen und gelauscht ob Höhen, Mitten und Bässe entsprechend wiedergegeben werden. Jetzt werden sicher einige den Zeigefinger an die Schläfe tippen, aber die Weiche funktionierte auf Anhieb. Nur eins machte mich stutzig: Der Bassbereich übertrug das volle Frequenzspektrum! Das war sicher nicht beabsichtigt. Also habe ich nochmals Zeichnung und Weiche verglichen und den Fehler gefunden.
Das Furnier habe ich bei der Templin OHG zu sehr fairen Konditionen bekommen. Es handelt sich um 0,8 mm dickes „Bubinga“, dass vor 10 Jahren gemessert wurde. Zum Furnieren habe ich mich für die Bügelmethode entschieden. Vor dem Bügeln habe ich das Furnier und das Gehäuse mit Leim eingerollt und trocknen lassen. Das hat nicht optimal funktioniert. Ich hatte mehrfach Flächen, die erst nach wiederholter (Bügel)-Behandlung haften wollten. Ob das Furniert haftet kann man ganz gut hören, wenn man mit dem Fingernagel darauf tippt.
Ich denke, für das Bügeln ist besser, wenn das Furnier zwar etwas angetrocknet, aber noch nicht komplett durch getrocknet ist. Das Bügeln ging nahezu ohne Risse vonstatten. Ich habe zunächst mittig eine Stelle fest gebügelt, damit das Furnier nicht verrutschen kann. Anschließend bin ich parallel zur Maserung nach links und recht außen gegangen. Nur einmal riss das Furnier schon beim ersten Anbügeln. Ich war im Eifer des Gefechts mit der Hand gegen den Temperaturregler gekommen und hatte MAX. eingestellt. Die 45°-Ecken wollte ich eigentlich einzeln furnieren. So hatte ich es vorher geübt. Aus Zeitersparnisgründen entschloss ich mich das Furnier „um die Ecke“ zu bügeln. Also die Kanten etwas gerundet, etwas frischen Leim gepinselt und los ging’s. Das funktionierte besser, als ich dachte. Und das, ohne vorher zu üben. Das überstehende Furnier habe ich mit einer Stichsäge (feines Blatt) auf ca. 3 mm abgesägt und anschließend mit Schleifpapier (immer nur eine Richtung zur Kante hin) abgeschliffen. Das war zwar mehr Arbeit, aus meiner Sicht aber risikoärmer als Kanten brechen. Zum Kantenbrechen kam mir das Furnier zu dick vor.
Vor dem Fräsen habe ich noch den 1. Anstrich mit OSMO Wachs durchgeführt.
Es folgten noch 2 weitere Anstriche mit OSMO Wachs. Zwischendurch habe ich kurze Schleifrunden von Hand eingelegt. Die 3. Schleifrunde habe ich mit Stahlwolle 000 durchgeführt. Das Ergebnis hat mich nicht zufrieden gestellt, weil der seidematte Glanz verschwunden war. Also habe ich habe alles mit einem feuchten Tuch abgewischt und anschließend nochmals mit einem mit OSMO Wachs befeuchteten Lappen „drüber gewischt“.
Dem ein oder anderen Berichterstatter ist es sicher wie mir ergangen, dass er vor bisher unbekannten Aktivitäten am Meisterstück einen Heiden Respekt hatte. Mir hat es sehr geholfen, dass ich (fast) alles vorher an Probestücken geübt habe. Es dauert zwar länger, gibt aber Sicherheit im Ümgang mit Materil und Werkzeug. Das habe ich auch solange mit jedem Fräsradius getan, bis ich genau den Umfang hatte, den ich wollte.
Als die Midu2 dann in meinem Wohnzimmer standen, war ich ziemlich stolz. Ich konnte es kaum erwarten, die ersten Töne zu hören. Als ich die ersten Klänge wahrnahm, machte sich bei mir Ernüchterung breit. Na gut, sie müssen sich noch Einspielen…. Also ließ ich sie 48 Stunden spielen. Der Klang war jetzt besser, aber immer noch nicht das, was erwartet habe. Die Mitten waren viel zu dumpf und überbetont. Also baute ich mir ein Testgehäuse mit variablem Volumen, weil ich vermutete, dass das Volumen für den Mitteltöner zu klein war.
Parallel schrieb ich eine Mail. Das Testgehäuse hätte ich mir sparen können, denn der man teilte mir mit, dass die Größe des Gehäuses nicht so entscheidend ist und ich die Dämmung verändern solle. In meinem Praxistest hatte ich auch das Gefühl, dass die Volumen Änderung nichts bringt, also nahm ich die Hälfte der Dämmung wieder aus dem Mitteltongehäuse heraus und – es war deutlich besser.
Ich gönnte den Chassis dann noch einige Tage Einspielzeit und bin mit dem Klang jetzt nahezu zufrieden. Den Bass hätte ich gern noch kontrollierter. Das liegt aber an meinem AV-Receiver, dem hier einfach die Kraft fehlt. Da werde ich noch aufrüsten. Alles in allem bin ich mit der MIDU2 sehr zufrieden. Der jahrelang vermisste Spaß am Musikhören ist zurückgekehrt. Auf meinen CD’s entdecke ich immer wieder etwas, was mir bisher noch nicht aufgefallen ist. Wenn dann noch ein kräftiger AMP das Ganze befeuert schwebe ich auf Wolke 7. Abschließend möchte ich alle guten Ratschläge und die schnellen Antworten auf meine Mails danken.
Herzliche Grüße
Frank
Nachdem ich im HiFi-Studio meines Vertrauens „meinen“ Verstärker gefunden habe (Musical Fidelity M6i), wurden noch zwei Änderungen an der Midu2 vorgenommen:
1. Die Mitten klangen mir mit dem M6i bei einigen Passagen eine Spur zu schrill, deshalb habe ich die vom Entwickler empfohlene Dämmung des MT wieder hergestellt und siehe da, er schrillt nicht mehr und spielt wunderbar entspannt.
2. Die Bässe habe ich mit Einschlagmuttern und entsprechenden Schrauben versehen, damit sie fester in ihren Öffnungen sitzen.
Alles in allem hat das Einspielen der Chassis bei mir ca. 5 Monate gedauert. Aber jetzt spielen sie einfach traumhaft zusammen!