Magni, Christians neuester Selbstbau
Es macht mir Spaß, Lautsprecher zu bauen und ich bin, ich gebe es zu, ein sogenannter Wiederholungstäter. Aber diese Mal, um den eigenen Lebensraum nicht weiter zu dezimieren, sollte es etwas Kleines werden. „Ne Needle oder sooo“,vielleicht so etwas wie die SB12ACL. Eine sogenannte „Fingerübung“, um nicht einzurosten.
Klein, aber trotzdem kräftig. Ich hatte auch nicht den Anspruch, die letzten Tiefen zu erreichen, aber es sollte ne runde Sache bzw. im wahrsten Sinne, stimmig sein. Also blätterte ich durch die Intertechnik-Seiten und in den bekannten DIY-Magazinen. Es kam mir der Lausprecher-Bausatz „Thor“ in den Sinn. Ein sehr interessanter Lautsprecher mit Seas Chassis, den ich gerne mal bauen und hören würde. Aber dieser Lautsprecher war schon wieder sehr groß und auch nicht gerade billig. Etwas Ähnliches sollte es aber sein, aber kleiner und günstiger in D`Appolito Anordnung.
Die Werte des SB Acoustics Tiefmitteltöner SB12NRXF25-4, sowie die bereits veröffentlichen Bauvorschläge mit diesen Chassis machten es sehr wahrscheinlich, diesen Lautsprecher erfolgreich in ein Transmissonline Gehäuse einbauen zu können. Aber leider gibt es den anscheinend nur in 4 Ohm Ausführung. Aber O.K., 86-87 db sollten reichen. Dann werden die TMT halt in Serie geschalten.
Nun stand nur noch eine Frage im Raum: Welcher Spielpartner soll im Hochtonbereich zum Einsatz kommen. Um die Bässe so nahe wie möglich an den Hochtöner positionieren und zueinander in einem gewissen Abstand verbauen zu können, bot sich der SB29RDCN-000-4 an. Er ist klein und eignet sich damit hervorragend für diese Bauart. Schalldruck hat er sowieso ohne Ende und kann damit an fast alles angepasst werden.
Und so entstand nach langem Hin- und Herüberlegen die, „Magni“. Der Name schien passend, denn Magni war einer der Söhne Thors. Wie passend dieser Name am Ende aber am Ende tatsächlich ist, wusste ich allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Vor dem Bauen kommt jedoch die Theorie. Also erst mal ne Zeichnung. Die Linienlänge entspricht weitestgehend der in der Werkstattpraxis - Tools veröffentlichten Formel. Und um diesbezüglich den ersten Fragen vorzubeugen, nein, es macht keinen Sinn die Line länger zu bauen. Das habe ich beim ersten Anlauf zwar versucht, aber die kleinen Bässe sind mit der längeren Schallleitung schnell überfordert. Sie kommen dann zwar erstaunlich tief, klingen aber sehr unsauber und verwaschen.
Um die Bemaßung lesbar zu machen, habe ich ein PDF erstellt, das sich notfalls stark vergrößern lässt. Das Gehäuse selbst lässt noch einiges an Gestaltungsfreiraum offen. Wenn man berücksichtigt, dass fast die Hälfte der Tiefe in meinem Entwurf für das Weichenfach verplant wurde, in dem man neben der Weiche auch noch locker und leicht eine Flasche Bier parken kann. Na ja, vielleicht noch etwas zur Linienform. Ich entschied mich, die Line nicht gerade, sondern verjüngt zu bauen. Der Platz hinter den Basstreiben erschien mir bei einer geraden Konstruktion einfach zu gering.
Als Baustoff habe ich bei einem in der Nähe gelegenen Baumarkt Buche Multiplex in 18 mm ergattert. Das Holz war unglücklicherweise leicht verzogen, was sich aber leider erst nach dem Zuschnitt herausstellte. Grund genug für mich, den Preis herunterzuhandeln. Am Ende bekam ich das Baumaterial zwar sehr günstig, musste beim Aufbau der Gehäuse aber richtig Gewalt anwenden. (Merke: das versuchen wir nicht nochmal!)
Die Oberfläche veredelte ich mit einer weiß eingefärbten Wachslasur der Firma Clou. Hier gibt es nicht viel falsch zu machen. Es erleichtert jedoch den gleichmäßigen Auftrag der Lasur um vieles, wenn die Buche nicht zu glatt geschliffen ist. Danach habe ich die Rückwand und den aufgesetzten Deckel noch mit schwarzem Kunstleder bezogen. Der Deckel wurde aufgeklebt, die Rückwand nur geschraubt.
Vor der Weichenentwicklung und dem Verschließen des Gehäuses wurde die Linie mit zwei auf die Innenbreite des Gehäuses zugeschnittenen Streifen Sonofil gleichmäßig und locker gedämmt. Nur das obere Ende der Linie wurde mit etwas mehr Dämmstoff versehen.
Als Erstes wurde der Bass mit Spule und Kondensator in die Knie gezwungen. Ein zusätzlicher Kondensator über der Spule ließ den Bass noch etwas schneller hinter dem 4kHz Bereich zusammenfallen. Der Hochtöner konnte ebenfalls relativ einfach mit einem 12 db Filter beschalten werden. Die danach notwendige Anpassung des Pegels besorgten zwei Widerstände die den Hochtöner um ca. 9 db drosselten. Die Übernahmefrequenz stellte ich auf ca. 2200 Hz ein. Die Addition der Zweige gelang somit mit einer leichten Senke im Präsenzbereich. Der Hochtönpegel kann für die individuelle Anpassung an den jeweiligen Wohnraum absenkt oder erhöht werden. Für den Betrieb an Röhrenverstärkern bastelte ich noch eine zusätzliche Impedanzkorrektur.
In einer Neuvorstellung dürfen die Messungen der fertigen Lautsprecher natürlich nicht fehlen. Hier sind sie:
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Frequenzgang |
Impedanz |
Frequenzgang unter 0/ 30/ 60° |
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Klirr für 90 dB | Sprungantwort | Wasserfall |
So und jetzt zum Hörtest. Eigentlich das Spannendste an der ganzen Bastelei. Ich hatte etwas Bedenken, diese kleinen Lautsprecher an meinen großen Verstärker anzuschließen. Die Anlage entwickelt immerhin 140 Watt an 8 Ohm und könnte theoretisch meine neue Konstruktion in Staub und Asche verwandeln. Trotzdem wagte ich es und wurde überrascht.
Für den Anfang sollte das Oscar Paterson Trio „We Get Requests“ herhalten. Tolle Auflösung und erstaunlich viel Volumen dachte ich mir, der Bass tief und trocken, hmmm, also weiter … Um einiges mutiger war ich mit Chris Jones Album „Moonstruck“. „Long after you´re gone“ Ich drehte jedoch den Lautstärkeregler stark zurück und lauschte den ersten Takten. GUT, … lauter … , auch gut! Das machten die Kleinen richtig gut. Nachdem ich das zweite Mal den Lautstärkeregler im Uhrzeigersinn weitergedreht hatte, musste ich jedoch die Auslenkung der Bässe überprüfen. Der Geräuschpegel war schon weit über Zimmerlautstärke aber die Bassmembranen machten immer noch keine hektischen Bewegungen. Unangestrengt, unglaublich unangestrengt gaben sie das doch sehr basslastige Stück wieder. Unglaublich, ich hatte das so nicht erwartet. Weitere Stücke folgten quer durch den Garten. Niki Yanofski, Kari Bremnes aber auch Robbie Williams und als Härtetest Gossip „Music For Man“ gaben die Lautsprecher weit über Zimmerlautstärke mit erstaunlicher Dynamik wieder. Die kleinen Bässe sind absolut erstaunlich. Auch der Hochtöner ist eine Klasse für sich. Sehr präzise abbildend und dabei glasklar, ohne auch nur im Entferntesten scharf zu wirken.
Fazit: Mit geschlossenen Augen kann hier niemand die wahre Größe dieser Lautsprecher erkennen, noch nicht einmal erahnen. Man hat den Eindruck, deutlich größere Lautsprecher vor sich zu haben. Der Bass kommt erstaunlich tief und kontrolliert und der Hochtöner ist in allen Situationen Herr der Lage. Keine Schärfe kein Zischeln, einfach angenehm über den gesamten ihm zugedachten Frequenzbereich. Die Bauart der Transmissonline passt hier unglaublich gut. Für Tiefbassorgien sind diese Lautsprecher sicherlich nicht geeignet. Wie auch? Bei den ganz, ganz tiefen Tönen wird’s merklich leiser, aber, man kann sie erstaunlicher Weise dennoch hören.
Und nun zurück zum Namen. Magni ist einer der Söhne Thors, ja, aber nach weiterer Recherche finden wir die Bedeutung näher beschrieben. Altnordisch Magni - „der Starke”, ein sehr treffender Name, wie ich finde …
Viele Grüße Christian