Jörgs Doppel7 in Hochglanz weißTja, da stehen sie nun: Doppel7 in Hochglanz weiß. Ich bin stolz und glücklich. Wie es dazu kam:
Eine umfangreiche CD-Sammlung, mittlerweile auch im FLAC-Format auf Festplatte ist bei mir vorhanden, Musik läuft häufig im Hintergrund, wiedergegeben von einer Pioneer-Transe und alten Jamo-Lautsprechern. Kein Genuss! Kein Gefühl! Musik verschwimmt zum Umweltlärm. So sollte es nicht weitergehen und ich suchte Alternativen zu High End Anlagen, die ich bei Freunden und Bekannten sowie auf Hifi-Messen kennen und schätzen gelernt habe. Einschränkung eins: Ich bin nicht bereit High End Preise dafür zu zahlen. Einschränkung zwei: Die Anlage sollte sich an den Wohnraum anpassen und sich unauffällig in diesen integrieren lassen.Nach ersten Infosammlungen im Internet und in den einschlägigen Printmedien besuchte ich nach meinem Umzug nach Hessen Matthias in Darmstadt - dieser Besuch sollte übrigens nicht der letzte sein. Es waren super nette Stunden mit ihm, seinem Hifiakademie Power-DAC und der Duetta. Bereits hier stand für mich fest, dass die detaillierte und stets extrem entspannte Musikdarbietung des ER4 voll meinen Vorstellungen entsprach. Klar wurde mir aber auch, dass die Größe der „Queen of Blues“ das Verständnis und die Toleranz meiner heimischen „Queen“ überschreiten würde. Eine Entscheidung zwischen diesen beiden Königinnen wollte ich weder mir noch meiner Beziehung antun. Somit entschied ich mich für die heimische Queen und zu einer Reise auf Udos Psycho-Sofa, um mich persönlich mit den Konkurrentinnen auseinanderzusetzen. Über die persönlichen Besuche in Udos Reich wurde bereits genug geschrieben. Udo, ich bin Dir bereits an dieser Stelle super dankbar für Deine freundlichen Emails, Deine kompetenten Erklärungen und Philosophien in Sachen Musik, sonstigen Gespräche über „Gott und die Welt“ und besonders deine Gastfreundlichkeit in Bochum.
Eine weitere Vorgabe für meine Kaufentscheidung war der Ausbau oder die Erweiterung der Lautsprecher bei eventueller Vergrößerung unserer Wohngegebenheiten. Die Duetta Top ist für ihre Größe ein wundervoller Lautsprecher. Ich entschied mich allerdings für die Doppelbesetzung des Tief-/ Mitteltöners, so dass ich zukünftig immer die Möglichkeit habe, sie mit externen Bassmodulen zur White Pearl, zur Granduetta oder vielleicht sogar in Verbindung mit dem neuen aktiven DSP-Bassmodul erweitern zu können. Oder zur Duetta mit dem zweiten 7er als Grundlage für einen Center oder Rear. Mir waren also viele Wege offen.
Für alle Neugierigen: Ich habe mich beim Hörtermin in Bochum bewusst gegen den Keramik-Hochtöner von Eton entschieden, da er mir persönlich zu „forsch“, „proaktiv“ oder „zu wenig entspannt“ erschien. Für eine härtere Gangart in der Musik finde ich ihn super, nicht aber für mich!
Nachdem die Entscheidung für die Doppel 7 getroffen war, hieß es für mich, alte Kontakte spielen zu lassen, da meine eigenen, handwerklichen Fähigkeiten eher denen einer Amöbe entsprechen. Ein alter Bekannter aus Jugendzeiten besorgte mir in seiner Schreinerei die MDF-Zuschnitte und kümmerte sich um die Einfräsungen. Eine riesige Erleichterung waren die im Holz eingelassenen Lamellos, so dass sich das Zusammenleimen als Kinderspiel erwies. Innen wurden die Gehäuse mit Trittschalldämmung versehen - wohl eher eine Gewissensberuhigung als eine tatsächliche Beruhigung der Gehäusewände.
Nachdem die Bretter nun zusammengeleimt waren, bohrte ich auf der Front acht Löcher für Neodym-Magnete, mit deren Hilfe ich eine Blende befestigen wollte. Mein fast zweijähriger Sohn sollte möglichst wenige Chancen bekommen, die Chassis auf ihre Konsistenz zu prüfen. Ich klebte die Magnete so tief in die Fronten, dass ich sie mit einer Lage Spachtel überziehen und anschließend überlackieren konnte.
Der Bau verzögerte sich allerdings so sehr, dass ich es als fast unmöglich ansah, die Vorarbeiten und die Lackierung der Gehäuse neben meinen eigentlichen Beschäftigungen im Leben eigenständig zu leisten. Als Alternative sah ich - wieder einmal - eine alte Bekanntschaft, nämlich einen pensionierten Lackierer in der bereits erwähnten Schreinerei, der mir die Verschönerung der MDF-Platten zeitnah zusagte.
Für die Nicht-Farbe Weiß habe ich mich entschieden, da die Boxen so perfekt zum weißen Hochglanz Rack eines schwedischen Möbelherstellers passen und sie in der Wohnung weniger auffallen. Parallel zu den Lackierarbeiten kümmerte ich mich um den Bau der Blenden. Dafür schnitt ich eine 8 mm Spanplatte auf die Größe der Front zu und die drei Lautsprecheröffnungen aus, bohrte Löcher für die Gegen-Magnete und klebte diese ein, schliff das Holz und strich es weiß matt. Im Anschluss bezog ich es mit weißem Akustikstoff.
Mit Hilfe meines Vaters lötete ich die Bauteile der Frequenzweiche frei verdrahtet auf den Spanplattenresten der Blende zusammen. Eine Riesenhilfe war in diesem Zusammenhang Udos Darstellung zum Weichenbau im Magazin.
Als ich die lackierten Gehäuse zum ersten Mal sah, wurde ich in meiner Entscheidung, das Lackieren in professionelle Hände zu geben, mehr als bestätigt. Nun hieß es: Lautsprecher einlegen, Bohrlöcher vorzeichnen, vorbohren, Weichen auf die Querstreben schrauben, Dämmwatte einbringen, Lautsprecher anklemmen (ich verwendet im Hinblick auf eine mögliche Weiterentwicklung Kabelschuhe, die an den Fähnchen der Lautsprecher super fest sitzen), weißes Terminal anklemmen und ebenfalls verschrauben. Erstes Erstaunen kam über mich, als ich die Boxen vom Tisch auf die Waage stellte, die stolze 28 Kilogramm pro Box anzeigte. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Nun aber, Musik an!!
Die ersten Töne aus den Boxen, da wird mir jeder Selbstbauer zustimmen, erfüllen den Besitzer mit Stolz und Glück. Allein dieses Gefühl kann meines Erachtens bei keinem Fertiglautsprecher überspringen. So nahm ich akustisch mit den folgenden Platten ersten Kontakt mit meinen Neuen auf: „Brothers in arms“ von Dire Straits (Dynamiksprünge und E-Gitarren, Bässe, Drums), "Ella & Louis" (Natürlichkeit, Stimmwiedergabe, Entspanntheit, Trompete), Nils Lofgren „Acoustic Live" (Gitarren, Stimme, Live-Atmosphäre), Eagles "Hell Freezes Over“ (Bass, Dynamik), Katja Maria Werker "Contact Myself" (Hochton, S-Laute, Frauenstimme). Leider wurde ich von einem CD-Neukauf völlig enttäuscht: Marsalis&Clapton "Play The Blues" Die Aufnahme klingt einfach nur blechern, ohne Tieftondarstellung.
Die Räumlichkeit und Natürlichkeit der Darstellung der Instrumente und Musiker teste ich gerne mit den Klassikern Arne Domnerus "Jazz at the Pawnshop", Eva Cassidy „Live at Blues Alley“ und Fanta 4 „Unplugged“. Mit den Doppel 7 wird einem eine super realistische Darbietung geboten. Man fühlt sich unmittelbar hinein versetzt in die kleinen Clubs von Stockholm, Washington oder in die Natursteinhöhle des sauerländischen Balve. Man ist mittendrin und Teil des Publikums. Die leisen Hintergrundstimmen/ -geräusche und Percussion-Instrumente sowie die Schmatzer und "Einatmer" der Musiker hatte ich vorher so noch nie gehört. Die Vermittlung des „Musik-Gefühls“ beschrieb meine Schwester beim ersten Hören von "Julgesang" von Marianne Mellnäs mit „Wow, da krieg ich ja am ganzen Körper Gänsehaut!“. Das besondere und völlig bruchlose Zusammenspiel zwischen ER4 und dem 7er zeigt sich besonders plastisch in der Stimmwidergabe wie z.B. bei Charvela Vargas "Sombras" (Matthias, danke für den Tip!). Lautstärke: Ja, die Doppel7 kann laut. Sie kann sogar so laut, dass die Anzeige auf meinem Vorverstärker nicht über die 12 Uhr-Stellung hinausgehen konnte. Dabei hatte ich insbesondere bei orchestraler Musik, wie z.b. Franz Lists "Ungarischer Rhapsody" oder Wagners "Walkürenritt" nie das Gefühl, dass die Lautsprecher den Überblick verlieren und "vermatschen" oder sich zu sehr anstrengen und ihrer Grenze nahe kommen, viel früher war meine persönliche Hörgrenze erreicht.Natürlich sind im Vergleich zur Duetta – und nun komme ich zu meinem zweiten Besuch bei Matthias - die allertiefsten Frequenzen sowie deren totale Souveränität nicht vollends vorhanden – aber wo sollten sie denn größenbedingt auch herkommen? Bei einem super schönen Hörabend in seiner Wohnung stellten wir unter anderem meine Doppel 7 und seine Duetta nebeneinander. Insbesondere bei der o.a. Fanta 4 unplugged spürt man, dass die allertiefsten Frequenzen fehlen. Auch hört man, dass die Duetta einfach noch mehr Luft atmet und bewegt, kein Wunder bei einem mehr als doppelt so großen Volumen. Dies fiel uns allerdings wirklich erst auf, als wir die Duetta im direkten Vergleich gegen die Doppel 7 gehört haben. Ich persönlich vermisse diese spürbaren allertiefsten Töne in meiner Wohnung nicht wirklich, da mich die Darstellung des Mittel-Tieftonbereichs der doppelten 7er und insbesondere das stets relaxte und detaillierte Spiel des ER4 absolut überzeugt. Hier muss allerdings erwähnt werden, dass zum Zeitpunkt dieses Hörabends meine Doppel 7 lediglich rund 200 Lieder auf den Spulen hatten. Im direkten Vergleich spürte man besonders im Hoch-/Mittenbereich, dass hier einige Tage oder Wochen Einspielzeit fehlen.
Einen Vergleich zur Duetta Top möchte ich nicht anstellen, da ich sie nicht im direkten Vergleich zueinander hören konnte. Ich mutmaße aber - Udo, verbessere mich bitte, wenn ich mich täusche -, dass sich der maßgebliche Unterschied in einem betonteren Grundtonbereich sowie etwas mehr „Punch“ in der unteren Hälfte der Musikwiedergabe zeigt.
Im Rahmen des Hörabends bei Matthias verglichen wir die Doppel7 auch mit der SB 36, ein für ihren Preis herausragender Lautsprecher. Hier kostet die gesamte Technik ungefähr das gleiche, was man auf der anderen Seite für den ER4 zahlen muss. Für mich war der Hauptunterschied, die wesentlich zurückgenommene Spielweise der Doppel 7 und der kaum vergleichbare Detailreichtum, die Raumabbildung sowie die Dynamik und Schnelligkeit des ER4 im Zusammenspiel mit dem 7er. Die SB36 machte dafür im Bass ein wenig mehr. Ich denke, dass dies nicht nur an der fehlenden Einspielzeit meiner Lautsprecher lag, sondern vielmehr an der Grundcharakteristik der Duetta-Reihe. Auffallend war noch, dass meiner Einschätzung nach die SB36 sehr viel mehr Raummoden anregte, als die Doppel 7.Die Doppel7 würde ich jedem empfehlen, der einen exzellenten Kompromiss zwischen Größe und Klangvolumen mit der Feinstauflösung des ER4 in Verbindung mit dem grandiosen Mittenbereich des 7er und der Ausbaufähigkeit der Duetta-Serie sucht.
Zum Thema „Befeuerung der Bluesklasse“: Meine Doppel7 wurde testweise von meiner alten Pioneer-Transe gedemütigt/erniedrigt. Auch wenn an dem alten Verstärker schon ein riesiger Fortschritt gegenüber den alten Lautsprechern zu hören ist, muss man schon sagen: die Etons haben Besseres verdient. Im direkten Vergleich zur jetzigen Elektronik musste ich erfahren, wie es ist, wenn jemand plötzlich die Musiker völlig einnebelt oder einen Vorhang zwischen mich und meine Boxen hängt. Schließlich musste ich noch Kanalungleichheiten/ -schwankungen feststellen, die ich so vorher nicht gehört hatte. Als die Doppel 7 dann schließlich an meinen ABACUS-Vorverstärker und die DIY-SymAsym-Endstufe zurückkehrte, zeigte sich wieder meine oben beschriebene Begeisterung. Ich bin mit dieser Kombination, ihrer Klarheit und Souveränität, wie man sicherlich lesen kann, zur Zeit sehr glücklich. Mir war vorher nicht bewusst, dass die extrem hohe Qualität dieser Boxen die Schwächen der Elektronik so ehrlich und unmittelbar enttarnt. Allerdings kribbelt mir sehr ein Versuch mit der Kombination Doppel 7 - Röhre (Destiny eXperience o.ä.) in den Fingern. Aber das ist eine andere Geschichte.
Noch ein Wort zu den Blenden: Sie werden den Blick auf die wunderschönen Eton-Chassis und den Schwarz-Weiss-Kontrast definitiv wieder freigeben, sobald die Lautsprecher das kindliche Schlachtfeld verlassen haben und geschützter stehen.
Bedanken möchte ich mich zu guter Letzt noch einmal ganz deutlich bei meiner Queen für ihr Verständnis und bei meinem Vater, bei Bertold, bei Paul und bei Peter für ihre Unterstützung und natürlich bei Matthias (Da) und den anderen Jungs für den netten Hörabend.
Allen Selbstbauern und Amöben wünsche ich erfüllte und glückliche Stunden mit ihren selbstgebauten Lautsprechern, etwas anderes kann ich mir gar nicht mehr vorstellen.
Jörg