Auf der Suche nach neuen Lautsprechern für mein knapp 21 m² großes Wohnzimmer, stieß ich auch auf Udos Internetseiten. Nach intensivem Studium war ich sehr angetan und machte mich nach einer Terminabsprache gemeinsam mit meiner Frau und einigen CDs im Gepäck auf den Weg zu Udos Laden. Nach einem sehr herzlichen Empfang brachte ich mein Anliegen vor. Da sich meine Wohnsituation in absehbarer Zeit in Richtung größeres Wohnzimmer verändert, empfahl mir Udo die Duetta Top. Diese könnte ich dann später zur Duetta aufstocken. Daraufhin haben wir uns erst einmal die DT angehört.
Zunächst hörten wir „ Silje Nergaard, Darkness out of Blue“. Im ersten Moment dachte ich, es würde einer der dort stehenden Standlautsprecher spielen. Einen derart aufspielenden Kompaktlautsprecher hatte ich auf meiner Lautsprechersuche noch nicht gehört. Die Stimme klar und intensiv, mittig auf einer breiten Bühne, umringt von den Begleitmusikern, losgelöst von den Boxen, geradeso als wären die Musiker in Udos Laden. Weiter ging es mit „ Vienna Teng, Dreaming Through The Noise“. Die Stimme verursacht Gänsehaut. Dann folgte “Colosseum, Live 05“ und “ Gov`t Mule, Live before Insanity“. Der erste Klangeindruck bestätigt sich mehr und mehr. Der Duetta Top fehlt nichts, um nicht mit großem Genuss, Musik hören zu können. Ich hatte mich schon mit dem Gedanken arrangiert, die DT zu nehmen. Doch dann klemmte Udo die Blue Note an. Die Höhen und Mitten klangen noch unangestrengter, noch souveräner, dazu kam ein trockener, druckvoller Bass ohne jede Effekthascherei. Es lief:” Hendrik Freischlader Band, Tour 09, lonely World”. Es klang “livehaftig” wie im Konzert dieser Band. Diesen Lautsprecher will ich haben!
Nach Rücksprache signalisierte mir meine Frau ihr Einverständnis. Das Risiko, dass sich mein Raum als zu klein für die Blue Note erweisen sollte, ging ich bewusst ein. Wir bedankten uns bei Udo und machten uns auf den Heimweg. Am nächsten Tag bestellte ich den BlueNote Bausatz. Nach ein paar Tagen kam dann die Sendung an. Weil mir der BlueNote-Aufbau von Carsten aus dem Lautsprecherbau-Magazin sehr gefallen hat, übernahm ich einfach das Design. Den Originalbauplan änderte ich dahingehend, dass die Schallwand und die Rückwand aufliegen. Ich entschied mich für 22 mm Multiplex Birke. Das Holz ließ ich im Baumarkt zuschneiden. Der Zuschnitt war auf +- 1mm genau. Die Fräsarbeiten für die Schallwand ließ ich beim Schreiner machen.
Zunächst versuchte ich, die Weichenbauteile zusammen zu löten. Weil meine Lötverbindungen sehr stümperhaft aussahen, ich hatte vorher noch nicht gelötet, besorgte ich mir mit Kupferbahnen versehene Platinen. Das Bestücken dieser Platinen ging auch zuerst flott von der Hand. Doch je mehr Bauteile verarbeitet wurden, desto unübersichtlicher wurde es. Irgendwann hatte ich dann vollständig den Überblick verloren. Daraufhin lötete ich alles wieder auseinander und versuchte erneut, die Bauteile auf einem Kunststoffbrettchen genau nach Anleitung zusammen zu löten. Inzwischen gelangen die Lötverbindungen auch besser. Die Bauteile habe ich mit Heißkleber auf den Brettchen befestigt.
Die Holzarbeiten gestalteten sich einfacher. Zunächst habe ich die Bretter der Mitteltonkammer mit Fugenleim zusammengeleimt. Dann habe ich unter Mithilfe meiner Frau in einem Arbeitsgang die beiden Seitenteile, Deckel und Boden, sowie das Brettchen für den Hochtöner und die Mitteltonkammer auf die liegende Schallwand geleimt. Den Deckel und den Boden klemmten wir jeweils mit einer Schraubzwinge gegen die Schallwand. Dann ließen wir das Ganze über Nacht trocknen. Am nächsten Tag leimten wir noch die Versteifungsbrettchen ein. So wurde auch die zweite Box zusammengeleimt. Ich beschloß dann, zunächst einmal die Rückwände anzuschrauben, damit ich, falls meine Weiche Fehler aufweist, bequemen Zugriff darauf habe. Wenn alles in Ordnung ist, kann ich ja später die Schrauben versenken, die Löcher mit Holzkitt zuschmieren, passendes Furnier auf die Rückwand kleben und alles noch einmal lackieren. Dann habe ich die Weichen auf den Boden der Boxen geschraubt und die Lautsprecherkabel an ihre Positionen gelegt, sowie die Rückwände angeschraubt. Dann wurden die Boxen mit einem Excenter-Schleifer glatt geschliffen und zunächst einmal mit Osmo Lasur gestrichen. Nach 2 Tagen Trocknungszeit habe ich den Dämmstoff eingebracht, die Chassis angelötet und angeschraubt, sowie die Terminals angeschlossen und festgeschraubt. Dann konnte ich endlich, schon sehr gespannt, die Lautsprecher ausgiebig Probe hören.
Zum Klang kann ich den anderen BlueNote-Erbauern nur beipflichten. Meine erste CD war Sara K., Hell or high Water. Auf einer breiten Bühne spielt Sara K. mit ihren Begleitmusikern groß auf. Die Stimme ruft Gänsehaut hervor. Nach dem 3. Lied vergisst man, dass da eine Musikanlage spielt. Man wähnt die Musiker persönlich anwesend. Ähnlich erging es mir mit der 2. CD, Nils Lofgren, Acoustic Live. Einfach klasse! Selbst das 9 köpfige United Jazz & Rock Ensemble passt ohne Gedränge in mein Wohnzimmer. Diesmal beginnt die Bühne gefühlte 5 Meter hinter den Boxen. Man wähnt sich mittig in der 5. Reihe sitzend im Konzert. Dann folgten Van Morrison, Latin Quarter, King Crimson, die alten Genesis und Pink Floyd. Breite Bühne und natürlich klingende Stimmen, druckvoller trockener Bass. Einfach klasse. Man meint, die Musiker sind anwesend. Entsprechende Aufnahmen vorausgesetzt, vermag die BN sogar den einzelnen Musikern einer Band exakte Positionen auf der Bühne zuzuweisen. Z.B. in der Valentyne Suite von Colosseum, Live 05.
Dann folgten bislang unveröffentlichte Liveaufnahmen von 1971 von Colosseum. Das hört sich an, als ob jemand das Konzert mit einem Kassettenrecorder mitgeschnitten hat. Die BlueNotes entlarven mit untrügerischer Sicherheit mittelmäßige oder gar schlechte Aufnahmen. Damit kann ich aber gut leben, da die Aufnahmen mit der BN immer noch besser klingen als mit meinen alten Boxen. Angenehm überrascht bin ich über die Dynamik, über die so manche alte Scheibe verfügt. Mit meinen alten Boxen war die Differenz zwischen lauten und leisen Passagen sehr gering. Ich dachte immer, die Aufnahmen wären halt so. Den oft bemühten Spruch von der Neuentdeckung seiner Musiksammlung kann ich nur unterschreiben.
Mit der Blue Note bin ich zu 100 % zufrieden. Das klingt in meinem Wohnzimmer noch deutlich besser, als ich es erwartet hatte. Mein Eindruck ist, dass die BNs mit jeder CD noch besser werden.
Für die Unterstützung, und dafür, dass Udo durch Konstruktion und Vertrieb als Bausatz, solche Klasselautsprecher bezahlbar macht, bedanke ich mich.
Günther