Ich interessiere mich schon seit einiger Zeit für Hifi und seit dem günstigen Erwerb hochwertiger Lautsprecher eines namhaften deutschen Herstellers hat sich das ein Stück weit zu meinem Hobby entwickelt. Ich dachte eigentlich immer, mit diesen Boxen zwei durchaus potente Lautsprecher mein eigen nennen zu dürfen. Bis zu jenem verhängnisvollen Januartag diesen Jahres, als ich zufällig bei einem Sportkameraden zu Besuch war und er seine Musik anmachte... Es war unglaublich! Es fällt in der Beschreibung von Höreindrücken immer wieder der Begriff "holografisch" und ich fand solche Beschreibungen immer etwas übertrieben, aber in diesem Fall irgendwie doch passend. Die Sänger standen mittig vor mir und es kam mir in keinem Moment so vor, als ob die Musik wirklich aus den Boxen käme. Als er mir dann noch erzählte, dass er sich die Boxen vor 10 Jahren selber gebaut hat, war ich sprachlos! Als wahrer Hifi-Enthusiast verfolgt er natürlich sämtliche Hifi- Lektüre und sagte mir, dass er sich in der heutigen Zeit auf jeden Fall Boxen mit einem ER4-Hochtöner bauen würde.
Das Thema hat mich dann nicht mehr in Ruhe gelassen. Zu Hause angekommen war ich doch arg enttäuscht, wie wenig die Musikalität meiner geliebten Boxen mit seinen gemein hatte. Nun galt es erst einmal, meine Frau von neuen Boxen zu überzeugen. Vor Jahren hat es fast zum Krieg geführt, bis ich meine "alten" Lautsprecher durchgesetzt hatte. Aber mit der Zeit wollte meine Frau die Musik dann auch nicht mehr missen... trotz der Größe dieser Kindersärge! Also war es diesmal gar nicht so schwer, nur musste ich versprechen, dass ich die alten erst weggebe, wenn ich restlos von den neuen überzeugt bin.
Ich habe mich dann mal im Netz umgesehen und eigentlich führt kaum ein Weg an Udo Wohlgemuth vorbei, wenn man sich mit dem Thema Selbstbauboxen beschäftigt; also zumindest auf den Namen stößt man zwangsläufig. Aufgrund der durchweg positiven Berichte über Udo habe ich in seinem Selbstbau-Magazin dann ein wenig rumgestöbert und bin auf die BlueNote gestoßen. Da ich keinerlei handwerkliche Erfahrung mit Boxenbau hatte, wollte ich erst einmal versuchen, die Gehäuse einigermaßen hinzubekommen, bevor ich mir dann den Bausatz für knapp 1300.- EUR gönnen wollte. Ich habe deshalb bei Udo den Bauplan für die BlueNote mit "Bassschlitz" angefragt, da mir diese optisch deutlich besser gefallen. Das war kein Thema und auch im weiteren Verlauf hat Udo mir immer gerne und schnell geholfen, wenn ich zwischendurch Fragen zu den Boxen hatte.
Aufgrund der Berichte mit dem Chassisausfräsen bin ich gleich einen Schritt weiter gegangen und habe bei einem ansässigen Schreiner mit CNC-Fräse angefragt, was es mich wohl kosten würde, die MDF-Platten mit Grundierfolie zugeschnitten mit gefrästen Chassisöffnungen zu bekommen. Für 130.- EUR habe ich dann eine Woche später alles zusammengehabt. Mein Boxen-Selbstbaufreund hat mich dann noch mit einer Oberfräse und einem Lamellofräser versorgt. Danach ging es los! Ich habe die Bretter einfach in einem Rutsch zusammengeleimt und versucht, sie irgendwie zu beschweren. An der Stelle mein erster Tipp für alle, die sich damit mal versuchen wollen: Leim sollte unbedingt mit einem nassen Tuch entfernt werden, solange er noch nass ist. Danach ist das eine ewige Kratzerei und Schmiergelei! Das Zusammenleimen der Kisten ist noch das einfachste! Danach ging es mit einem Excenterschleifer weiter. Das dauert leider ewig und macht eine Menge Staub. Daher unbedingt für Atemschutz sorgen.
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Eigentlich wollte ich mit der Oberfräse nur einmal um die Kanten herum anfasen (oder wie nennt man das 45° abfräsen noch gleich?). Dazu gibt es einen "Kegel-Fräser" und die Bedienung ist recht einfach... vorher hatte ich jedoch die Idee mit einem "Bündigfräser" die Kanten anzugleichen. Der Sinn dabei ist eigentlich, dass man die minimalen Unterschiede der Kanten der Hauptfläche angleicht. Ging so weit auch ganz gut, bis das Ding plötzlich schwarze Streifen gezaubert hat?! Da es nicht mehr viel war, habe ich mir nichts dabei gedacht und wollte die letzte Bahn schnell noch fertigmachen. Auf einmal macht es "Pling" und die Kopierrolle, die eigentlich auf der zu kopierenden Fläche laufen soll und der Schneide somit vorgibt, wie tief sie fräsen soll, hatte sich verabschiedet... und ich war ca 5mm im Holz, da nun die Achse des Fräsbohrers auf der Fläche auflag... (Bin mir nicht sicher, ob klar ist, was ich meine?!) Nach kurzem Fluchen habe ich mich dann entschlossen einfach alle Seitenflächen auf die selbe Art einzufräsen. Damit habe ich mir dann die Schattenfuge gespart und im Nachhinein halte ich es für einen gelungen Fehltritt. Leider habe ich im Eifer des Gefechts vergessen, die Arbeitsschritte im Bild festzuhalten, deshalb gibt es erst wieder Fotos vom Lackieren.
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Ich habe die Boxen dabei zweimal mit einem matten Baumarktlack grundiert und schließlich mit einem Hochglanz Sprühlack fertig lackiert. An der Stelle noch ein Tipp: Sollte jemand meinem Beispiel folgen und sich die Chassisöffnungen mit einer CNC- Fräse machen lassen wollen, sollte er bedenken, dass die Farbe auch eine gewisse Dicke hat... gerade in mehreren Schichten! Also lieber 1-2 mm im Durchmesser mehr fräsen lassen. Das erspart eine Menge Arbeit und Ärger.
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Zum Klang kann ich mich allen Vorrednern, die ich im Netz so gefunden habe, nur anschließen! Ich habe sogar mein Wohnzimmer noch einmal umgestellt, um die Boxen "ideal" platzieren zu können und es hat sich gelohnt!! Ganz lustig finde ich Formulierungen wie: "Wenn ich Musik höre, räume ich mittlerweile immer erst auf, weil ich teilweise das Gefühl habe, dass die Sänger bei mir im Wohnzimmer stehen und ich mich sonst schäme" (zumindest sinngemäß wiedergegeben). Ich bin einfach rundweg begeistert und würde es jederzeit wieder tun. Die "alten" Boxen sind nun mittlerweile bei einem Freund untergekommen und ich bin einfach nur glücklich mit meinen neuen Schätzchen!! Wenn die Kinder groß sind, dürfen sie selbstverständlich auch den Laufstall verlassen ;)
Gruß, Lars