Die Welt des guten Klangs ist heute so facettenreich wie nie zuvor. Stereo, Heimkino und in zunehmendem Maß der PC wollen ständig mit neuen Lösungen bedient werden und so gilt es noch jede Menge an Lücken zu schließen, die durch stets neue Anforderungen gerissen werden. Wer vor gerade erst fünf Jahren behauptet hätte, dass der Computer als Zuspieler ohne jedwedes bewegliche Teil für den Hififreund interessant sein könnte, weil fingergroße Sticks für grob 8 Euro mehr als zwanzig komplette CD’s speichern können, wäre schnell als Spinner abgestempelt worden. Heute tragen viele Leute verlustlos komprimiert einige hundert CD’s als Schlüsselanhänger spazieren, per USB an jedem PC der Welt sind somit nicht nur die Lieblings-Playlists abspielbar. Stehen geblieben sind nur die Erfinder von zugehörigen Schallwandlern, die es auch heute noch kaum für nötig halten, dem Lautsprecher mehr Klangqualität angedeien zu lassen als einer Vuvuzela. Das war genau die Stelle, an der uns Dirk kalt erwischte. “Blues am PC, wär das nicht ein Nachdenken wert?” Nun ja, wir gestehen, auch wir waren bisher eher der Meinung, dass dort nur anspruchsloses, weil tot komprimiertes Format herauskommt. Als er seinen Laptop samt externer Soundkarte und USB-Stick an die Röhre anschloss, wussten wir sofort, was er meinte: PC-Blues halt.
Bestückung
Schnell wären wir mit der Arbeit fertig gewesen, wenn Dirk sich mit den Fähigkeiten unserer bisherigen PC-Boxen mit Dayton-Bestückung zufriedengegeben hätte, denn das Anforderungsprofil, in erster Näherung “nicht zu groß” und “nicht zu teuer”, erfüllen sie allemal. Doch da waren auch noch Feinzeichnung, Detailtreue und Dynamik auf
dem Zettel vermerkt, den wir in unseren Köpfen abgelegt hatten. Dafür stehen unsere Premium-Marken Eton und SBAcoustics, von denen die erste das “nicht zu teuer” wohl kaum in der Relation eines PC-Menschen erfüllt. Dagegen passten die dänisch- indonesischen Chassis in Budget und Anspruch, auch die SB 15 Rear konnte größenmäßig recht gut gefallen.
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Doch da kam schon der nächste Stolperstein daher gelaufen: Einen ordentlichen Verstärker brauchen wir auch und zwar soll der nicht irgendwo mit hifigerechtem Standardmaß im größten Gewühl in Reichweite des Users auf dem Schreibtisch herumstehen. Dort ist sogar ein DTA-1 immer wieder im Weg und die ganzen Kabel verwickeln sich ständig mit den Zuleitungen der Maus, der Tastatur, des Bildschirms und der anderen USB-Verbraucher, die man halt so gerne um sich schart. Einbau in eine der Boxen ist angesagt, Abwärme verpönt, Lautstärke-Regelung per Software. Kein Problem, haben wir erst im letzten Monat “in aller Kürze” vorgestellt: Wyntek TA 215. Mit 10 Watt an 4 Ohm bei 0,1% Klirr ist er kein Powerblock, unter Nahfeldbedingungen am PC ist mehr jedoch auch nicht von Nöten, wenn nicht gerade ein ausgemachter Leisesprecher mit 80 dB oder weniger von ihm befeuert wird. Die Platine ist anschlussfertig aufgebaut, Cinchkabel und ein kräftiges Netzteil werden mitgeliefert. Die Lautsprecher können über aufschraubbare Pol- oder schon verlötete Lüsterklemmen angeschlossen werden, sogar eine Mute- und Sleep-Funktion ist auf einfache Weise zuschaltbar.
Gut traf es sich, dass gerade auch die Vier-Ohm-Version des SB15NRXC30 in Kerpen eingetroffen war, die sich wegen der drei dB mehr Pegel bei gleicher, anliegender Spannung für das Projekt in aller Bescheidenheit aufdrängte. Äußerlich ist er nicht vom Bruder mit der Achtohm-Schwingspule zu unterscheiden: Großer Magnet, beschichtete Pappmembran, hochgelegte Zentrierspinne, viele Lüftungsöffnungen und gut designter Druckgusskorb mit breitem, hochgezogenem Rand. Bei 5 mm Polplatte und 15 mm Wickelhöhe kann der kleine Bass ordentlich huben, mit 45 Hz Resonanzfrequenz und 14 Litern Vas bei einem Qts von 0,32 hat er sehr praxistaugliche Parameter. Da wir bisher noch keine Gelegenheit hatten, den SB15NRXC30-4 samt Messungen im Chassistest vorzustellen, holen wir es an dieser Stelle nach.
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Ausstattung und Parameter:
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Messdiagramme:
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Amplitude | Impedanz | Klirr mit 90 dB |
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Winkel 0/ 30/ 60 Grad | Sprung | Wasserfall |
Blieb also nur noch übrig, den richtigen Hochtöner für die neuen Boxen zu finden, doch das war natürlich nicht schwer. Beim Kriterium “nicht zu teuer” bietet sich wie von selbst der SB 26 STC-C4 an, den wir schon erfolgreich in der SB 18 einsetzen. Was der für grob 55 Euro Paarpreis zu Gehör bringt, haben wir von weitaus teureren Hochtönern nur selten vernommen. Das Zusammenspiel mit anderen SBAcoustics-Chassis gelingt völlig bruchfrei, hier sei noch einmal mit Dank auf die gute Arbeit des Entwickler-Teams um SB Acoustics hingewiesen.
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Gehäuse
Knapp 11 Litern mit einer Abstimmung auf 45 Hz mag der Bass mit den vielen Zahlen und Buchstaben, so sagte es LspCAD. Anders als sonst bauten wir das Gehäuse diesmal “abwickelbar” auf. Das macht den rechtwinkligen Aufbau etwas leichter, weil sich jedes Brett an die Schnittkante des vorher geklebten anlehnen kann. Für den Zuschneider hat es den Nachteil, dass außer den beiden Seiten alle Bretter verschiedene Maße haben. Die wiederum haben wir zum Schutz des Verstärkers ein wenig verlängert und mit einer Schräge versehen, damit der
Hochtöner besser das Ohr beschallt. Ein paar Fotos zeigen den Aufbau beider Boxen. Damit sich auch ein Farbfilm lohnte, haben wir diesmal kein schwarz durchgefärbtes MDF für den Aufbau benutzt.
Hochtöner besser das Ohr beschallt. Ein paar Fotos zeigen den Aufbau beider Boxen. Damit sich auch ein Farbfilm lohnte, haben wir diesmal kein schwarz durchgefärbtes MDF für den Aufbau benutzt.
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Nun braucht man zum Bauen nur noch eine Zeichnung, die auch als herunterladbare Sketchup-Datei zur Verfügung steht.
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Weiche
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Bassweiche | Hochtonweiche | Summe und Zweige |
Unverkennbar werden die beiden SB-15er durch die sehr ähnlichen Frequenzgänge als Brüder identifiziert. Höhen
und Tiefen an den gleichen Stellen und mit der gleichen Intensität lassen den Weichenbau für die PC-Variante auf den ersten Blick recht einfach erscheinen, immerhin gibt es eine Vorlage. Das zeigte sich bei der Beseitigung des spitzen Berges umi 8 kHz, wo ein wie bei der SB 15 aufgebauter Sperrkreis aus Luftspule und übergelegtem Kondensator mit zusätzlicher Kapazität parallel zum Bass für einwandfreies Abfallen der Flanke sorgt. Die nicht ganz schöne Überhöhung bei 1,1 kHz haben wir beim Heimkino-Blues durch einen Saugkreis beseitigt, diesmal war jedoch ein weiterer Sperrkreis passender. Der wurde aus einem MKP-Q4-Kondensator, einem 10 Watt Mox und einer Spule mit 1,4 mm Drahtstärke aufgebaut, da an dieser Stelle billigere Elkos und dünne Drähte nicht preiswert genannt werden können. Einfach war die Schaltung für den SB26STC-C4, sie besteht aus einem 12 dB-Filter mit Spannungsteiler und hat somit keinerlei Ähnlichkeit mit der SB 18-Schaltung für den gleichen Hochtöner. Die Stufe um 3 kHz verrät die Schallwandbreite und daraus resultiert auch die kleine Senke im Summenfrequenzgang, die nur unerfahrene Konstrukteure durch einen größeren Kondensator vor dem Hochtöner auffüllen würden. Die Folge wäre eine Überhöhung unter zunehmendem Winkel, die anfangs gern als Detailreichtum, später besonders bei geringem Pegel als nervend empfunden wird.
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Klang
Es gibt eine Menge Dinge, die kann man nur verstehen, wenn man jung ist. Dazu gehört fraglos der Computer und seine vielen Peripherie-Geräte, die zu allem Überfluss auch noch tausend Steckverbinder mit nichtssagenden Abkürzungen statt Namen haben. Ich bin alt genug, um ohne schlechtes Gewissen zuzugeben, dass ich alt bin und für mich “plug and play” erfunden wurde. Das holt vielleicht nicht das Letzte an möglicher Performance aus unsrem System heraus, versetzt uns aber in die Lage, nach Abschluss der Verkabelung Peripherie und Computer für den vorgesehenen Zweck nutzen zu können. Nicht beschreiben können wir, welche Klangeigenschaften unterschiedliche Wiedergabe-Software, die sich zu Hauf im Internet finden lässt, auf unsere Boxen übertragen, durch mögliches Equalizing wollten wir nichts verbiegen. Auch sind wir uns bewusst, dass die Soundkarten am Hörerlebnis nicht schuldlos sind, das ist am PC nicht anders als im Hifi-Leben. Sicherlich wird es sogar möglich sein, durch entsprechende Software die Boxen mittels zweier TA 215 ohne eingebaute Weichen aktiv zu betreiben, aber das müssen sich die jüngeren Menschen selbst erklären. Einer von uns war schon ich zu doof, eine CD auf einen Stick zu schieben und begnügte sich, um nicht ganz mit leeren Händen dazustehen, beim Hörtest mit dem PC eigenen CD-Spieler und seiner Stereo-USB-Soundkarte.


Udo Wohlgemuth
Technik


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Amplitude | Impedanz | Klirr bei 90 dB |
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Winkel 0/ 30/ 60 Grad | Sprung | Wasserfall |