Zuerst war da die Anfrage von Frank, die er in der Rubrik “Sie fragen - wir antworten” stellte: “Ich würde gerne bei mir Stereo von Mehrkanal komplett trennen und bräuchte da mal (d)einen Rat. Im Sortiment von SEAS sind die T 18 RE aufgeführt. Mir schwebt vor Augen, direkt unterhalb der zukünftigen Leinwand, also auf circa. 2m Breite, 3 von den koaxialen Lautsprechern in eine durchgängige Schallwand zu setzen. Leicht nach oben angewinkelt und mit Bassunterstützung. Macht das Sinn? Hast Du so etwas vielleicht schon mal gemacht? Eine herkömmliche Zweiwege-Kombi raubt mir halt zu viel Platz nach oben. Freundliche Grüße Frank"
Dann hängte sich auch Andi an: “Hallo, hier ist noch einer, der das Projekt sehr interessant findet. Ich hatte früher die Coax 18 im Wohnzimmer stehen und war sehr zufrieden. Nachdem ich Heimkino und Stereo getrennt habe, mussten die "Kisten" leider weichen. Da meine Leinwand in einem 2m breiten Vorbau untergebracht ist, bietet sich Euer Konzept an. Bitte haltet uns auf dem laufenden. Gruß Andi”
Nachdem auch noch Oliver sein “:-)” dazu gesetzt hatte, gab es für mich kein Halten mehr, zumal auch noch Alexander die Schar der Interessenten vervollständigte. Coax-HK war quasi schon geboren.
Bestückung
Natürlich trägt Seas daran den Hauptteil der Schuld, dass ich die Anfragen nicht sofort mit einem fertigen Bausatz kontern konnte. Mit dem Coax habe ich damals meinen ersten Cheap Trick für K+T gebaut, ein Horn, das Heinz Schmitt am Schreibtisch entworfen hatte und dem ich dann mit nur einem Kondensator die minimalste Weiche verpasste, die es für ein Zweiwege-Kit geben kann. Der Bassteil hatte eine Schwingspule mit 4 Ohm, die schon kurz darauf von einer achtohmigen Variante abgelöst wurde. Damit hatte ich wieder neue Arbeit und entwarf die Kubus 17, diesmal mit richtiger Weiche zweiter Ordnung für beide Chassis. Als die Norweger den Korb den neuen Maßen anpassten, wurde schon wieder der Basspart leicht verändert und es entstand die Coax 18, die nun aber auch nicht das letzte Glied der Kette blieb. Zu allem Überfluss gab man dem neuen Doppelchassis auch noch den Namen T18RE/XFCTV2, den sich nur Gehirnakrobaten merken können. Ich halte das aber nur für einen kleinen Trick, um die neuerliche Chassisänderung zu verschleiern, denn den Vorgänger hatte man auch so ähnlich benannt.
Auch äußerlich ist auf den ersten Blich nichts auszumachen, was sofort verrät, dass wir nicht mehr den alten T18RE/XFCTV vor uns haben. Die Membran aus völlig durchsichtigem Kunststoff wird von einer inversen Sicke im überall hinterlüfteten Korb gehalten. Erst die dunkelgraue Zentrierspinne lässt erahnen, dass es Neues gibt. Sie ist aus dem gleichen, feinen Gewebe gefertigt wie der Spider des Exotic F 8, also federleicht, durchscheinend und trotzdem sehr stabil. Sie führt die 39 mm Schwingspule exakt im 6 mm hohen Luftspalt und setzt den 6 mm linearem Hub kaum, immer weiteren Auslenkungen aber sich verstärkenden Widerstand entgegen. So kann selbst bei heftigen Pegeln der geschwärzten Alu-Spulenträger nicht gegen die untere Polplatte knallen. Das Antriebssystem besteht aus zwei gegenpolig verklebten Ferritringen, die durch eine Metallkappe geschirmt sind. Der Polkern ist durchbohrt,
aber diesmal dient das nicht dem Druckausgleich hinter der Dust-Cap. An ihrer Statt sitzt der altbekannte, unveränderte Hochtöner mitten in der Membran. Seine Litzen sind durch einen hohlen Stab nach hinten hinten geführt und auf der Polplatte in einem Dreibein aus Plastik befestigt. Mit einer langen Schraube wird er wackelfrei zentriert, so kann die umgebende Membran, die als Schallführung genutzt wird, nicht an ihm schaben. Ferrofluid im Luftspalt ist angesichts des kleinen Neodymmagneten zwingend zur Wärmeabfuhr von der 25 mm großen und 1,5 mm hoch gewickelten Schwingspule nötig. Bekannt ist auch die rückseitig beschichtete Membran aus Seide, die in der sehr schmalen Sicke fortgeführt wird. Ein hochzogener Kunststoffring sorgt als feste Größe für einen besseren Übergang zur wackelnden Membran des Tieftonteils.
In all diesen Äußerlichkeiten ist bisher kaum etwas erkennbar, was uns neu erscheint. Bis auf die Zentrierung ist doch alles identisch. Doch gerade hier haben die Seas-Ingenieure wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Der Spider sorgt nicht nur für die korrekte Führung der Schwingspule im Luftspalt, sondern stellt sie auf die Nulllage zurück. Zusammen mit der Sicke bestimmt er die
Nachgiebigkeit des Systems. Wird er weicher, steigen Cms, Qms und Vas, Fres und Rms sinken. Das war nun also das Entwicklungsziel, die mechanischen Verluste wurden auf den halben Wert gesenkt. Auch der bei uns unübliche Wandeinbau dürfte für die neuen TSp’s der Coaxe verantwortlich sein, denn durch die Verschiebung der Parameter wird in gleichbleibenden Gehäusen eine tiefere untere Grenzfrequenz erreicht. Das kommt auch mir sehr entgegen, denn mein Ziel ist eine geschlossene Bauweise mit kleinem Volumen und 80 Hz Trennung. Unterhalb sorgt dann ein Subwoofer, der selbstredend bereits in Arbeit ist, für den notwendigen Tiefgang. Will man das Chassis ausschließlich zur Musikwiedergabe verwenden, ist ein Reflexgehäuse zwischen 11 und 20 Litern angebracht. Eine besondere Erwähnung ist der Preis des neuen Coax wert, denn während der alte noch für 209 Euro verkauft wurde, hat es bei den Intertechnik-Chassis einen für den Kunden erfreulichen Wandel gegeben. Alle Verkaufspreise wurden gegen jeden Trend des Handels um bis zu 30 % reduziert. So ist der T 18 RE/ XFCTV 2 mit 136,50 Euro auch bei fünf anzuschaffenden Exemplaren bezahlbar geworden.
Datenblätter
T 18 RE/ XFCTV2
Bassteil
Messungen als Zip-Datei
Aussstattung
Membran: |
PP/ TPX-Polyprop |
Luftspalthöhe: |
6 mm |
Sicke: |
Gummi |
Linearer Hub: |
6 mm |
Korb: |
Druckguss |
Magnetdurchmesser: |
2 x 92 mm |
Polkernbohrung: |
nein oder doch ja |
Befestigungsbohrungen: |
6 |
Zentrierung: |
hochgelegte Flachspinne |
Außendurchmesser: |
176 mm |
magnetische Schirmung: |
ja |
Einbauöffnung: |
146 mm |
Schwingspule: |
39 mm |
Frästiefe: |
5,2 mm |
Träger: |
Aluminium |
Einbautiefe: |
106 mm |
Parameter
Fs |
26,8 |
Hz |
Mms |
13,7 |
Gramm |
Diameter |
124 |
mm |
BL |
7 |
Tm |
ZMax |
47,2 |
Ohm |
VAS |
52 |
Liter |
Re |
6,2 |
Ohm |
dBSPL |
87,2 |
dB/1w/1m |
Rms |
1,23 |
kg/s |
L1kHz |
0,95 |
mH |
Qms |
1,87 |
|
L10kHz |
0,41 |
mH |
Qes |
0,29 |
|
SD |
120 |
cm² |
Qts |
0,25 |
|
MMD |
13 |
Gramm |
Cms |
2,6 |
mm/N |
Zmin |
7,02 |
Ohm |


Hochtonteil
Messungen als Zip-Datei
Ausstattung
Membran: |
Seide |
Magnetische Schirmung: |
ja |
Schwingspule: |
26 mm |
Polkernbohrung: |
nein |
Wickelhöhe: |
1,5 mm |
Befestigungsbohrungen: |
1 |
Polplattendicke: |
2 mm |
Außendurchmesser: |
37 mm |
Linearer Hub: |
0,5 mm |
Einbauöffnung: |
12 mm |
effektive Membranfläche: |
7 mm² |
Einbautiefe |
32 mm |
bewegte Masse: |
0,3 Gram |
Frästiefe: |
22 mm |
Parameter
Fs |
1116 |
Hz |
ZMax |
8,27 |
Ohm |
Re |
4,6 |
Ohm |
L1kHz |
0,27 |
mH |
Qms |
2,32 |
|
L10kHz |
0,04 |
mH |
Qes |
2,91 |
|
Zmin |
5,22 |
Ohm |
Qts |
1,29 |
|
SPL 2,83V/ 1m |
88,5 |
dB |


Gehäuse
Wie schon geschrieben, sollte das Gehäuse für das Doppelchassis klein und geschlossen sein. LspCAD wollte zwar nur 8,5 Liter, mir waren aber 11 Liter lieber, da ich so die angestrebten 80 Hz @ -3dB erreichte. Durch die engen Vorgaben der Interessenten war die maximale Höhe auf 22 cm (= 18,2 cm innen) beschränkt, in der Tiefe gab ich ihnen auch nicht mehr als 19,1 cm (= 15,3 cm innen). Das ergab dann für eine Breite von 40 cm (= 36,2 cm innen). Versteifungen oder Schallführungen waren nicht nötig, nicht einmal ein Reflexkanal konnte mich nötigen, die vertrauten Bilder vom Zusammenbau zu machen. Eine kleine Zier erhielt der recheckige Kasten durch vier Fasenfräsungen, die ich mit Hilfe meiner Führungsschiene und dem 45°-Fräskopf aus der
Mitte zu den Seiten sich verbreiten ließ. Zwei Schichten Tür- und Fenstergrundierung sowie die gleiche Anzahl an Aufträgen von grauer Wetterschutzfarbe, die ich mir aus schwarz und weiß zusammen mischte, rechtfertigten auch bei diesem Projekt die Anschaffung der Wagner-Spritze. Abschließend füllte ich jede Box.mit einem Beutel Sonofil
Natürlich können Frank, Andi und Oliver ihr Frontsystem auch in ein zwei Meter breites, gemeinsames Gehäuse einbauen. Dann müssen sie aber Trennbretter einziehen, da nicht immer die gleichen Töne aus den Boxen abgestrahlt werden. Um die ganze Breite zu nutzen, dürfen die Kästen auch in der Tiefe entsprechend verkleinert werden.
Bauplan


Bauplan Coax_HK als Sketchup-Datei
Weiche
Fast noch einfacher als der Gehäusebau war die Entwicklung der Weiche, obwohl ich keine der vorher entworfenen auch nur ansatzweise übernehmen konnte. Der Bassteil (unbeschaltet in der Box:; lila) wollte unbedingt ein “korrigiertes” 12dB-Filter, das aus einer Luftspule mit 1,4 mm Draht (grün) und einem glatten Elko (rot) bestand . Da dies jedoch den Bereich zwischen 2 und 3 kHz viel zu stark betonte, wurde die Wirkung des Parallel-C mittels 8,2 Ohm heftig gebremst (blau).
Dem Hochtöner (unbeschaltet in der Box:; lila) rückte ich mit einem kleinen 3,3 µF MKP-Q4 (grün) auf den Laib, um ihm mit einer relativ großen Spule mit 0,56 mH eine gleichmäßige Absenkung unterhalb von 7 kHz zu besorgen (rot). Durch geschickte Wahl senkt der Spannungsteiler den Pegel erst oberhalb von 10 kHz spürbar ab (blau). Die auffälligen Zuckungen ab 8 kHz ließ ich unbeachtet, sie entstehen bei jedem Coax-Chassis durch phasenverschobene Reflexionen auf der Membran des Bassteils. Wie wir schon in der Normwandmessung besehen haben, verschwinden sie unter Winkel. Das ist auch gut so, denn die Aufstellung der Boxen unter der Leinwand lässt den Schall nie auf Hochtönerachse das Ohr erreichen. Die leichte Betonung ab 300 Hz ist ebenfalls gewollt, denn durch Wandnähe wird der darunter liegende Frequenzbereich angehoben. So werden die Stimmen nicht dicklich, Musik wird andererseits dann nicht zu dünn wiedergegeben, wenn der Subwoofer (noch) nicht hilfreich im “Basskeller” unterstützt.

Klang
Was macht der Tester, von dem der Leser zu Recht eine Klangbeschreibung erwartet, der bisher jedoch nur die Satelliten des Heimkinos zur Verfügung hat? Nun, er testet das Wesentliche, was die vorhandenen Boxen später in Perfektion wiedergeben sollen: Stimmen und Instrumente ohne Tiefbassanteil. Dazu gehören nicht nur die Nachrichtensprecher, sondern allein schon wegen der Gleichberechtigung auch die Nachrichtensprecherinnen. Diesen Teil des Tests bestanden die Boxen mit Bravur, schlecht wurde mir nur durch die übermittelten Nachrichten von steigender Inflationsrate und Massenentlassungen großer Konzerne, die erheblichen Gewinn
schöpfen. Da wir hier aber nicht politisch agieren wollen, lasse ich lieber das Positive wirken. Männer hatten ausreichend Brustkorb, aber nicht zu viel Bauch, Frauenstimmen klangen angenehm schlank und ohne blitzendes “S”, auch wenn sie heftige Gewitter vorhersagen mussten. Zwei Personen, die sich im Studio unterhielten, saßen gut ortbar auf ihren Stühlen und geisterten auch im Stereobetrieb nicht undefiniert zwischen den Boxen herum. Andererseits hielt auch der Center die Stimmen nicht eisern fest und im Heimkino mit fünf Satelliten wurden Effekte sehr differenziert im Raum verteilt. Der auf einer Test-DVD aufgenommene Rasenmäher kreiste ohne Hüpfer mit so natürlichem Klang rund um mich herum, als sei der Nachbar schon wieder aus dem wohlverdienten Urlaub zurück.
Natürlich beließ ich es nicht dabei, mir mein Urteil mit dem Anhören von Stimmen und Geräuschen zu bilden. Lautsprecher wollen Musik übertragen, auch wenn sie in erster Linie für das verwöhnte Heimkino konzipiert sind. Die geschlossene Bauweise hat den Vorteil, unterhalb des -3dB-Punktes nur mit 12 dB/ Oktave abzufallen, wodurch die meisten Obertöne auch tieffrequenter Signale noch in ausreichender Lautstärke wiedergegeben werden. Und so erklang auch die Bassline von Michael Jackson’s “Billie-Jean” trocken und sehr durchhörbar und erinnerte keinesfalls an ein altes Kofferradio mit eingeschränktem Übertragungsbereich. Bei “Hotel California” von der Eagles-CD “Hell freazes over” fehlte erst bei den heftigen Fußtritten des Schlagzeugers das tiefe Nachgrollen der großen Bassdrum, alles andere passte sowohl in der Größe wie in der Auflösung. Den letzten Rest an Wohlgefallen wird uns dann der Subwoofer liefern, doch das ist dann dem nächsten Artikel vorbehalten. Den gibt’s, das sei für alle Ungeduldigen vorweg verraten, natürlich demnächst in diesem Theater.
Udo Wohlgemuth
Technikseite
Coax-HK
Chassis |
T 18 RE/ XFCTV 2 |
Kosten pro Box: |
|
Hersteller |
Seas, Norwegen |
Bausatz ohne Holz |
175 Euro |
|
|
Holzzuschnitt in 19 mm MDF |
10 Euro |
Vertrieb |
Intertechnik, Kerpen |
Gesamtkosten |
185 Euro |
Konstruktion |
Udo Wohlgemuth |
|
|
|
|
Holzliste in 19 mm MDF: |
|
Funktionsprinzip |
geschlossen |
|
|
Nennimpedanz |
8 Ohm |
22,0 x 40,0 (4x) |
Front/Rückwand |
Dämmstoff: |
1 Beutel Sonofil |
15,3 x 40,0 (4x) |
Deckel/ Boden |
Terminal |
T105 MS/AU |
15,3 x 18,2 (4x) |
Seiten |


Natürlich kann die Box als Frontsystem auch in der gewohnten Hochkant-Aufstellung genutzt werden. Hier sind die zugehörigen Messungen: