Baubericht BLUENOTE
hier will ich euch an meinen Erfahrungen beim Bau meiner neuen Lautsprecher teilhaben lassen
Warum…
begonnen hat alles vor 20 Jahren (sorry, dass ich soweit ausholen muss). Damals fing ich an mich für das intensive Hören von Musik zu interessieren. Ausgestattet mit einem Onkyo Player aus der Integra Serie und dem DT990 von Beyerdynamik fräste ich mich in Aufnahmen von Kate Bush und Mike Oldfield, um den Aufnahmen das letzte Quäntchen an Details zu entlocken. Parallel hörte ich ausgewählte Aufnahmen bei einem Freund, der damals schon Lautsprecher und eine Endstufe selber gebaut hatte. Diese Hörerfahrung hatte sich bis zum heutigen Tag auf meiner Hirnrinde eingebrannt und sollte nun aufgefrischt werden…
der Weg zur BlueNote…vor ca. einem halben Jahr fing ich an, durch Beiträge im Internet und schmökern von K&T und Hobby Hifi eine Vorauswahl zu treffen. Zwei Dinge wurden mir relativ schnell klar. Unter 1000€ für das Paar und ohne neuen Verstärker ließe sich meine Hirnrinde nicht von neuem stimulieren. In die engere Wahl kamen die Pro 21.7, Cento und die Vera3. Erst nach ausführlicher Internetrecherche kamen dann noch die Feel It und die BlueNote dazu. Warum ich mich jetzt letztendlich für die BN entschieden habe?..Der LS kam mir von allem was ich gelesen und gehört hatte am ausgewogensten vor…die Maße, die Chassis.
Teile bestellt…
nachdem ich die Teile bei Udo bestellt hatte, kam kurze Zeit drauf auch schon das Paket mit allen Bauteilen und Bauanleitungen an. Ich entschied mich für die Variante mit dem Bassreflexkanal auf der Vorderseite am LS ganz unten. Das machte für mich ein ausgeglicheneres Erscheinungsbild und den LS zudem zu einem schöneren Möbel. Den Bauplan modifizierte ich noch etwas, indem ich den Boden doppelt zuschneiden ließ um meine geplanten Füße zu realisieren. An einem Sonntag verzog ich mich mit 2 Oberfräsen (eine von HolzHer und die andere von Festo) ausgerüstet und dem ganzen zugeschnittenen MDF in den Keller um den Chassis den Weg zu bereiten.
Das Fräsen…
zuerst wollte ich mich über den ER4 hermachen und fertigte mir die Schablone die Udo auf seiner HP beschreibt. Nach langem verständnislosem Hin und Her erkannte ich dann, dass zur Anwendung der Schablone eine Kopierhülse notwendig ist. Da diese bei keiner meiner Fräsen beilag, machte ich mich daran auch diese zu kreieren. Parallel arbeitete ich an der Frässchablone für runde Ausschnitte. Um hier den Weg, eine Profi-Schablone wie Udo sie beschreibt herzustellen, zu vermeiden (werde diese so schnell nicht mehr benötigen) baute ich den Anschlag bei der Festo um. Schablone für den ER4 festgezurrt und erste Probefräsung mit der HolzHer…den gleichen Effekt hätte ich auch erzielt, wenn ich versucht hätte das Loch mit einem Schneidbrenner zu machen. Erst jetzt stellte ich fest, dass es bei der HolzHer keine Drehzahlregulierung gab und ich mit vollen 28000 U/min das MDF wegbrannte. Nun die Kopierhülse für die Festo erstellt und auch hier die erste Probefräsung vorgenommen…zu diesem Zeitpunkt kamen mir gleichzeitig 3 Erkenntnisse. Die Kopierhülse funzt nicht, da Denkfehler. Die Rundfräsvorrichtung ist nicht in der Lage so kleine Durchmesser zu fräsen wie ich sie benötige. Ich stehe seit 6 Stunden im Keller, es ist der letzte schöne Sonnentag des Jahres und ich stehe genau da wo ich an diesem Tag begonnen hatte. Hier möchte ich nun das erste dicke Lob an Udo aussprechen. Nachdem ich ihm abends mein Dilemma per email berichtet hatte, bot er an mir die MDF-Fronten zu fräsen. Das hatte mir den Tag gerettet.
Das Gehäuse wird verleimt…
eine Woche später, gleicher Ort, Fräsen im Schrank und fertig gebohrter/gefräster MDF-Berg vor mir. In der Woche, in der ich auf die Fronten gewartet habe, fräste ich Radien an meine Seiteteile, bohrte Löcher für die Anschlüsse und Löcher für die Füße. Jetzt hieß es Ponal olé. Ich baute die LS von dem Seitenteil her auf. Seitenteil auf 2 Böcke, auf anzufügende Teile Ponal (habe auf Udos Empfehlung > Ponal Fugenleim zurückgegriffen) auftragen und so den LS aufbauen. Zur Fixierung benutzte ich Kreppband. Hier kann ich zusammenfassend sagen. Das kleine Video aus Udos Magazin (unter „Downloads“) veranschaulicht sehr gut wie man am besten vorgeht. Von Ponal Express rate ich ab, man hat dann mehr Zeit auch wenn man nicht jeden Tag LS verleimt. Mit Leim sollte man nicht sparen, was raussuppt kann man wegwischen, fehlt jedoch irgendwo Leim, dann pfeifts raus.
Das Furnieren…wieder eine Woche später, gleicher Ort, MDF-Kisten, Furnier und 5 Dosen Pattex Compact vor mir. Beim Furnier hatte ich mich für Decoflex Furnier in der Ausführung Wenge für die Vorderseite und in Ahorn für die Rückseite entschieden. Mit Decoflex hatte ich Monate vorher schon mehrere kleine Möbel bezogen und war vom Furnier und der Verarbeitung begeistert. Das eigentliche Furnier ist hier auf einen Papierträger aufgebracht worden und der Maserung nach mit feinsten Messern geschlitzt. Dadurch kann man es auch um Radien bis 5mm problemlos legen ohne dass es bricht. Der Hersteller von Decoflex empfiehlt beim Arbeiten ohne Presse Kontaktkleber. Mit Pattex Compact hatte ich gute Erfahrung, da er beim Aufspachteln mit dem feinen Zahnspachtel auch an senkrechten Flächen dort bleibt wo man ihn haben möchte. Jetzt ging ich her, wie beim Bau der kleinen Möbel, und brachte den Pattex auf die beiden LS und danach auf das Furnier auf (Furniere hatte ich schon grob zurechtgeschnitten), in der Reihenfolge wie ich dann das Furnier auf die LS aufbringen wollte. Das ganze Spachteln hat ca. eine 3/4h in Anspruch genommen. Nun war der erste LS berührtrocken und ich konnte ihn auf einer bespachtelten Seite auf Böcke legen. Die Rückseite sollte zuerst dran kommen. Furnier an einer Ecke angelegt und mit einer Andruckwalze das Ganze von der Ecke an angedrückt. Spätestens hier hat sich das Ergebnis nicht mit meiner Erfahrung gedeckt. Auf der Verpackung von Pattex ist eine Ablüftzeit von 10-15min. angegeben, jetzt weiß ich dass man diese auch nicht allzu sehr überschreiten sollte. Der Pattex auf meinem LS/Furnier war schon zu trocken, so dass er keine Verbindung mehr eingehen wollte, auch nicht beim Versuch ihn mit einem Stück Holz und einem Hammer dazu zu zwingen. Bei den kleinen Möbeln, die ich im Vorfeld gebaut hatte, war das alles nicht relevant, da die Flächen sehr viel kleiner waren und ich so weniger Zeit verstreichen lassen musste, zwischen spachteln und furnieren. Was ich jetzt durchlebte, toppte das Gefühl nach meinen Fräserfahrungen. Vor mir zwei Gehäuse und 4qm Furnier, eingesuppt mit Pattex und nicht mehr willig sich zu vereinigen. Zwei Möglichkeiten bauten sich vor mir auf. Pattex runter von den LS, Funier in die Tonne, Gehäuse zum Tischler und machen lassen. Furnier noch mal mit Pattex vollsuppen und hoffen, dass sich das ganze noch mal aktivieren lässt. Pattex war noch genug vorhanden, also wieder Latexhandschuhe an und drauf mit der Pampe. Dieses mal Fläche für Fläche extra. Spachteln, aufpressen, spachteln… zu diesem Zeitpunkt war ich auch schon mitten in einem Lösungsmittelrausch. Trotz lüften arbeitet man immer direkt über der zu beschmierenden Fläche. Ich kann euch sagen, es hat noch funktioniert…
Die Feinarbeit…
nachdem ich so die ganzen Gehäuse bezogen hatte, ging es an das Abschneiden des überschüssigen Furniers und der Ausschneiden der Chassisöffnungen. Dazu sollte aber der Pattex vollständig durchgetrocknet sein, also lieber einen Tag warten. Hierzu benutzte ich einen Cutter mit 18mm Abrechklingen. Hier kann ich nur empfehlen, gute Klingen und einen stabilen Cutter zu verwenden. Die Klinge lässt man lange herausstehen und schert so das Furnier ab. Die Öffnungen konnte ich auch so problemlos ausschneiden, man sollte sich Zeit lassen und langsam und konzentriert arbeiten. Diese Arbeit hätte ich mir sparen können, wenn ich die Öffnungen nach dem furnieren gefräst hätte. Abschließend schliff ich das Furnier noch mit 180/320er Schleifpapier und ölte es zweimal mit Hartwachsöl von Osmo. Dieses Öl kann ich empfehlen, es bedarf keiner Grundierung und lässt sich problemlos mit einem Baumwolltuch auftragen. Es hinterlässt eine seidenmatte, widerstandsfähige Oberfläche.
Die Weiche, Schieferplatten, Stahlkugeln…
in der Zwischenzeit ließ ich bei einem Freund 2 Schieferplatten zuschneiden, auf denen die zwei Hübschen mal stehen sollten. Nachdem ich dann die fertig furnierten LS in den 4.ten Stock gebuckelt hatte, ging es an den Bau/ Einbau der Weiche und das Einsetzen der Chassis. Gerade das Einsetzen der Chassis kann ich nur mit dem berühren des Gipfelkreuzes nach dem besteigen eines Berges vergleichen :-)Die Weichenbauteile montierte ich auf eine Hartfaserplatte. Die großen Spulen befestigte ich mit Kabelbindern, die kleinen Bauteile mit Heißkleber. Die Weiche schraubte ich dann oberhalb des obersten Versteifungsbrettes an der Rückwand fest. Die Löcher der LS-Kabel verschloss ich im Gehäuse mit Epoxi 2-Komponenten Knete. Sie wird steinhart, hat keinen Schwund und härtet in 30min. aus. Udo benutzt beim Einbau der Chassis kein Dichtband. Hier wich ich etwas von seinen Vorgaben ab und schnitt mir aus 100% schwarzem Wollfilz schmale Streifen, die ich mit Transferklebeband in die Öffnungen klebte.
Der erste Eindruck…die LS stehen nun auf 30mm Stahlkugeln, die in vorher gebohrten Vertiefungen ruhen(deshalb der doppelte Boden), direkt auf Granitplatten. Unter den Granit habe ich eine dünne Schicht Filz gelegt. Damit das ganze bei dem unebenen Granit nicht kippelt, habe ich mich für nur 3 Kugeln pro LS entschieden.
Das Ganze hört sich im Nachhinein wie eine Tour de Farce an, doch ich kann nur sagen es hat sich über alle Maßen gelohnt. Leider hatte ich die letzten Wochen, in denen nun auch die Reith‘sche Verstärker-Kombi fertig ist, nicht so viel Zeit zum Musik hören wie ich es gerne gehabt hätte, doch meine erste gehörte CD werde ich nicht vergessen.
Der erste Ton…
es war „till the sun turns black“ von Ray Lamontagne. Diese CD liegt mir schon seit längerem am Herzen. Die Mischung aus Gesang, Akustikgitarre und teilweise klassischen Instrumenten finde ich gepaart mit der Aufnahmequalität einmalig. Wie jedoch die BlueNote mit der Aufnahme umgehen, ist eine Offenbarung. Die feine Auflösung, die Räumlichkeit, das verschmelzen aller Chassis zu einem, die Unaufdringlichkeit kombiniert mit der angenehmen Präsenz, nicht im Ansatz störend…ich könnte Seitenweise so weitermachen. Im Hifi-Forum wurde schon so viel von Höreindrücken vermittelt, doch jeder Geschmack ist anders und nicht jeder findet die Worte, die auch verstanden werden. Wer noch weiter Höreindrücke von mir haben möchte oder sonstige Fragen hat, oder gar die BlueNote bei mir mal Probehören möchte, kann mich gerne mal anschreiben. Ich betreibe sie an der Kombi von Hubert Reith mit einem CDP von Sony, selbst konfektionierte Chichkabel NF-202 von InAkustik und LS Kabel von DNM Reson. Letztes WE war ein Freund zum Hören bei mir. Er besitzt die B&W 803/2, Rotel CD, Plinius Vorverstärker…sein Eindruck bestätigte mich dann noch mal im meinem Tun…:-)
Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr vollgelabert und wünsche auch euch noch viele einmalige DIY Erfahrungen. Vielen Dank nochmal an Udo, ohne dessen Unterstützung das ganze Projekt nicht denkbar gewesen wäre.
Gruß Modulorix