BeatClub Base - Erstlingswerk
Was sollte also mein Erstlingswerk sein? Am besten, man geht sich einfach mal verschiedene Boxen anhören und findet heraus, was einem klanglich gefällt. Beschreibungen von Bauberichten können dies nicht ersetzen. Gesagt, getan ging es zusammen mit meinem Kumpel im Frühjahr nach Kerpen. Wir wollten als gemeinsames Projekt Lautsprecher bauen. Hier sollte mit der Wahl eines schönen Paars Lautsprecher für jeden von uns beiden eine Freizeitbeschäftigung für die kommenden Wochen festgelegt werden. Nach einigen Lautsprechern die wir gehört haben, die allesamt toll klingen, gefiel uns der neue BeatClub besonders. Klanglich sehr fein und detailliert, neutral und dennoch sehr kraftvoll überzeugte er uns schnell. Auch der schlanke Aufbau des Lautsprechers mit seinen glänzenden Carbongewebemembranen hat uns gefallen. Nach zwei Stunden hören und beraten fuhren wir mit vielen gewonnenen Eindrücken zufrieden nach Hause. Schnell war die Entscheidung gefallen und bestellt. Marcus von Intertechnik hat sich übrigens viel Zeit genommen und uns super beraten.
Für meine großen Base sollte es ein klassisches, geradliniges Design mit einer herausgehobenen Front sein. Während Intertechnik die Bausätze verpackt und versandt hat, wurde bei uns gezeichnet und die Materialien für den Bau zusammengestellt. Vom örtlichen Schreiner hatte ich mal einen Stapel verschiedener Furniere bekommen, woraus drei Blätter Wengefurnier wie geschaffen für die Lautsprecherfront waren. Die anderen Gehäuseseiten sollten eine anthrazitfarbene Metallic-Lackierung bekommen, doch erst mal hieß es, die Gehäuse zu bauen.
Es war mittlerweile nach Ostern und es trafen drei große Kartons voller Lautsprecherkomponenten ein - besser wie Weihnachten!


Lautsprecherbau:
Zunächst wurden alle Gehäuseteile mit dem Schreinerdreieck und ihrer Position im Gesamtwerk beschriftet und die jeweiligen Gehäuseteile aneinandergelegt.
Um uns das Verleimen der Gehäuse zu erleichtern, wurden Flachdübel Größe 20 eingesetzt. Mit ihnen lassen sich die Teile später beim Leimen bündig zusammenfügen, wodurch ein großer Schleifaufwand eingespart wird. Genaues Arbeiten zahlt sich hier sehr aus. Außerdem nehmen die Flachdübel den Stress beim Verleimen sehr raus, da sich die mit Leim bestrichenen Teile beim Spannen nicht mehr gegeneinander verschieben können. Es wurden also allseitig Markierungen über die Fügekanten gemacht, an denen die Flachdübelfräse angesetzt wird. Wichtig ist auch, dass der Zuschnitt der Platten möglichst genau ist, da der Anschlag an den Außenkanten angelegt wird. Wenn die Teile ungleich groß aus dem Zuschnitt kommen, klemmt es beim Montieren. Die Werkstücke beim Fräsen immer gut befestigen, damit man sauber Arbeiten kann.
Nachdem alle Teile gefräst waren, konnte alles zurechtgelegt und der Lautsprecher verleimt werden.



Danach wurde die Schallwand wieder abgenommen, die vorderen zwei Versteifungen an ihre Position gebracht und die Schallwand aufgeleimt. Auch hier genau messen, dass die Versteifungen nicht den Chassis später im Weg sind. Ab jetzt ist es nicht mehr egal, wo vorne und hinten ist.



Als nächsten Schritt ging es daran, die Oberflächen glatt zu schleifen. Da hier die MDF-Bretter mit ihren saugenden Kanten stumpf verleimt wurden, haben wir diese mit Feinspachtel überzogen. Wahrscheinlich kann man so viel grundieren und füllern wie man möchte, die MDF-Kanten zeichnen sich dennoch durch. Zwar ist der Aufbau mit stumpfen Stößen für den Anfänger das einfachste und auch mit jedem Baumarktzuschnitt zu bewerkstelligen, doch muss man später mehr Aufwand investieren, möchte man gute Übergänge haben. Dennoch sieht man diese noch ganz leicht wenn die Lautsprecher lackiert sind.
Optimal wäre alle Teile auf Gehrung zu verleimen, und dazu noch MDF mit Grundierfolie zu nutzen. Dafür braucht man eine Tischkreissäge oder ein Zuschnittbrett für die Handkreissäge. Beim nächsten Mal dann.
Also haben wir die Schnittkanten verspachtelt, und mitsamt den Flächen bis auf Körnung 180 geschliffen. Verwendet wurde der Exzenterschleifer mit Absaugung, da dies sonst doch ein recht staubiges Unterfangen ist. Wir haben trotz guter Absaugung im Freien gearbeitet.
Nun konnten die Gehäuse auf allen Seiten bis auf die noch zu furnierende Schallwand grundiert werden. Hierfür haben wir ein kunstharzbasiertes Produkt verwendet und dieses mit der Schaumstoffrolle aufgetragen. Insgesamt erfolgten zwei Aufträge mit einem Zwischenschliff mit P240 von Hand und je einer Trocknungszeit von 24h. Der Verlauf des Lacks war sehr glatt und auch die Festigkeit hervorragend, dass die Lautsprecher schon wie endlackiert wirkten. Dennoch werden wir wegen des relativ starken Geruchs des vom Hersteller als geruchsarm bezeichneten Produkts beim nächsten Mal ein wasserbasiertes System nehmen. Nach ein paar Tagen Auslüften im Unterstand wurde die Arbeit fortgesetzt. Sofern nur der Wohnraum für den Lautsprecherbau zur Verfügung steht, würden wir unbedingt von Kunstharzsystemen abraten.







Vorher wurden die grundierten Seiten etwas abgeklebt um sie zu schützen, doch war das gar nicht nötig, da der Leim von der Lackoberfläche ganz einfach mit einem feuchten Lappen abgewischt werden kann. Die Klebebänder hätte es also nicht gebraucht.

Das hat wirklich prima geklappt und nach dem Ausspannen der Teile konnten wir uns über zwei perfekte Furnieroberflächen ganz ohne Risse und Kürschner (Blasen unter dem Furnier) freuen. Für alle, die Probleme mit der Bügelmethode haben wie Risse oder Verfärbungen - probiert einfach mal diese Methode aus!
Als nächstes wurden die Überstände entfernt. Wenn man sehr vorsichtig ist, kann man das von Hand machen. Gerade Wenge neigt sehr zum Splittern und Ausreißen, daher habe ich den Bündigfräser genommen, was gut geklappt hat. Am besten natürlich furniert man zuerst eine Übermaßplatte und sägt diese auf Maß zu. Wenn irgendwas ausreißt, Splitter aufsammeln und direkt wieder einleimen bzw. mit Sekundenkleber einkleben. Nun ist es noch am einfachsten, das verleimte Furnier fein zu schleifen. Dies wurde gemacht (Korn 320) und es konnten schließlich die Chassisöffnungen gefräst werden.

Glücklicherweise ist alles gut gelungen und dank einem scharfen Fräser und nur wenig Zustellung beim ersten Fräsdurchgang pro Chassis sind keine Ausrisse im Furnier entstanden. Die Fräskanten dann einfach nur kurz mit feinem Schleifpapier brechen. Sollte doch etwas splittern, kann auf der Stelle wieder mit etwas Sekundenkleber nachgeholfen werden. Nachdem alle Außendurchmesser der Chassis gefräst waren, wurde der Fräszirkel um die Breite der Korbauflage kleiner gestellt und die Schallwand tiefer eingefräst. Hier kommt es dann nicht mehr auf Zehntel an. Wir haben hier nicht ganz durchgefräst sondern ein paar Millimeter stehen gelassen und mit der Stichsäge grob ausgeschnitten. Die letzten Überstände werden mit einem Bündigfräser mit schaftseitigem Lager fertig gefräst. Man kann hier natürlich auch raspeln, schleifen oder einfach stehen lassen, die Chassis müssen ja nur reinpassen.
Das Fräsen von MDF ist wirklich eine staubige Angelegenheit, auch hier lohnt sich eine vernünftige Absaugung sehr - sie ist jedem Hobbywerker zu empfehlen.



Die Übergänge von Lack zu Furnier haben wir dann noch mit feinem Schleifpapier von Hand sauber geschliffen. Jetzt wurde es endlich Zeit für das Finish des Furniers. Bei dem Ölauftrag sieht man deutlich wie das Holz angefeuert wird, das ist immer wieder ein spannender Moment.
Nach dem Trocknen des Öls wurde die Oberfläche mit einer Bienenwachspolitur und einem Baumwolltuch von Hand fein auspoliert. Ein seidiger Glanz entsteht. Mittlerweile konnte man es kaum noch abwarten, das schöne Paar Lautsprecher endlich zu hören. Die ganzen Komponenten warteten auch schon sehnsüchtig auf den Einzug in ihre neue Behausung.




Noch die Dämmwolle einlegen und die Chassis konnten an ihren Platz gesetzt und verschraubt werden. Erst jetzt werden die Schutzabdeckungen der Chassis entfernt, so kommt auch wirklich nichts an die edlen Schwallwandler dran!






Traut euch mit dem Selbstbau - es lohnt sich!
Der Weg ist das Ziel - Schritt für Schritt weiter zu dem eigenen Unikat zu kommen, macht hier den Reiz aus. Aus schnödem Plattenmaterial wird ein toller Lautsprecher mit der individuellen Handschrift und nach eigenen Vorstellungen. Es ist ein schöner Moment, am Ende der Reise die Chassis einzulassen und das fertige Paar endlich vor sich stehen zu haben. Insgesamt war der Bau ein Erlebnis, das man beim Ladenkauf wohl nicht einmal entfernt erfahren kann.

Höreindruck:
Im Stereobetrieb bekommen die Boxen ihr Signal im Direct-Modus, also ohne DSP-Einfluss. Sie klingen sehr ausgewogen, Bässe kommen sehr knackig rüber. Das Highlight der Boxen ist zweifelsohne der brillante, sehr lebendige Hochton der Ringdomes. Hier setzen sich die BeatClub meiner Meinung nach deutlich von ähnlichen Systemen wie den SB36 ab. Auch die meisten mir bekannten Kaufboxen halten hier nicht mit. Als Hintergrundbeschaller spielt der BeatClub angenehm und unaufdringlich, jedoch scheint er hier eher unterfordert zu sein. Erst ab etwas gehobener Zimmerlautstärke im großen Raum wird er dann richtig dynamisch. Hier ist dann ein raumfüllendes Klangfeuerwerk zu hören, das begeistert.
Die Lautsprecher packen richtig zu und offenbarten mir viele bisher nie gehörte Details meiner Lieblings-CDs. Hören sollte man auf dem Lautsprecher "Let me in" von den Beatsteaks, die Alben "Between two Lungs" von Florence and the Machine, Coldplay mit "Mylo Xyloto" oder "The 2nd Law" von Muse. Wer es eher klassisch mag, lässt sich von Norah Jones verzaubern. Gänsehaut, versprochen! Bei den neumodischen Streaming- und MP3-Diensten wird es aha-Effekte geben, denn die Lautsprecher entlarven schlechte Aufnahmen oder niedrige Bitraten gnadenlos.
Im Filmton nach erfolgter Einmessung des ordentlichen Audyssey-XT32 Systems, kann der Spaß mit Mehrkanalton beginnen. Erstmal sind am AVR fünf Lautsprecher angeschlossen, Tendenz sehr wahrscheinlich steigend, wie die Erfahrung hier auf der Webseite zeigt. Im Kinobetrieb werden bei mir gerne mal etwas höhere Pegel gefahren. Auch hier zeigt sich der BeatClub von seiner kräftigen und fein gezeichneten Seite. Auch ohne Subunterstützung kann man mit ihnen richtig ordentlich Dampf machen, ohne dass Details der Mitten und Höhen verloren gehen. Wenn die Hörer möglichst in ihrem Sweet-Spot Platz nehmen, beeindrucken sie in Sachen Räumlichkeit. Wer zu mehreren Filme schauen will, dem sei ein Center empfohlen, den ich auch gebaut habe.
Wirklich sehr zu empfehlen für tolle Abende im Heimkino sind das Bluray-Konzert "Live in Prague" von Hans Zimmer, die Filme "Tron: Legacy", "Mad Max", "Dunkirk" oder "Bladerunner 2049". Die verlustfrei codierten Spuren der Blurays spielt das BeatClub-Gespann sehr souverän. Auch in komplexen, actionreichen Szenen wirken die Lautsprecher unangestrengt. Kanonenschüsse und Detonationen geben sie derart knochentrocken und infernalisch wieder, dass man sich wie mittendrin fühlt. Dabei kommen die sauber verarbeiteten 6-Zöller von SB Acoustics erstaunlich tief. "Wie kann das sein?", fragen wir uns auf dem Sofa mit einem breiten Grinsen. Die Nachbarn werden schnell merken, dass neue Lautsprecher eingezogen sind. Wer die totale Apokalypse in heimischen Gefilden haben will, stellt den BeatClubs noch ein bis zwei ordentliche Tiefbass-Hämmer zur Seite.
Nach mehreren Wochen des Hörens das Fazit: Der BeatClub ist ein wirklich toller, ausgewogener Allrounder, der sehr detailliert spielt und auch richtig laut kann! Der Selbstbau lohnt sich vollkommen, denn für einen guten Preis bekommt man hier sagenhafte Lautsprecher. Danke Intertechnik!