Nach meinem Studium und vor dem Eintritt in die Arbeitswelt wollte ich mich am Lautsprecherbau versuchen. Als absoluter Einsteiger erhoffte ich mir ein Projekt bei dem ich handwerklich gefordert werde, eine Menge dazu lerne und am Ende mit sattem Sound belohnt werde. Am Anfang stand die Frage für welchen Lautsprecher ich mich entscheiden sollte. Nach einer telefonischen Beratung von Herrn Nötzel entschied ich mich für die Elip2, welche in matt weiß perfekt in mein Wohnzimmer passen sollten. Zuerst musste natürlich eingekauft werden, also begab ich mich zum ortsansässigen Hornbach. Dort ließ ich mir die Zuschnitte aus 16mm MDF anfertigen. Des Weiteren verließ ich den Baumarkt mit Holzleim, Holzspachtelmasse, vorgetönter Grundierung, Lack und Schleifmittel.
Angekommen in der Werkstatt sammelte ich erste Erfahrungen mit der frisch angeschafften Oberfräse (OF) auf einem Holz-Teststück. Anschließend wagte ich mich an die angezeichneten Ausschnitte für die Chassis auf den MDF-Zuschnitten. Mit Hilfe eines Fräszirkels ließ sich die OF gut führen und die kreisrunden Ausschnitte und die Senkungen gelangen mir besser als gedacht.
Nachdem alle nötigen Ausschnitte in die Zuschnitte gebracht wurden, verleimte ich die einzelnen Komponenten wie in der Fertigungsskizze angegeben. Dabei zeigten sich leider kleine Fehler beim Zuschnitt aus dem Baumarkt, welche allerdings im tolerablen Bereich lagen. Zur Fixierung nahm ich zwei Spanngurte mit Winkelstücken und zwei Spannklemmen zur Hilfe.

Nach der Härtung des Leims zeigten sich kleine Verschiebungen der Bretter zueinander bzw. eine Durchbiegung der Bretter über die Länge von 1,2m. Dies äußerte sich in bis zu 2mm hohen Kanten. Im ersten Schliff galt es dann diese Unterschiede und den überschüssigen Leim mit einem Deltaschleifer zu beseitigen. Vorerst wurden die Kanten allerdings gleichmäßig mit Hilfe eines Rundungsfräskopfes (R=3,2mm) gebrochen. Nach einer etwa 6-stündigen Schleifsession mit 80er Körnung waren die Übergänge von einem zum anderen Brett bei beiden Lautsprechern nichtmehr zu erfühlen. Bevor es ans Grundieren ging, wurden die Kanten und Flächen mit 120er Schleifpapier angeschliffen.
Für die Grundierung habe ich einen 3in1 vorgetönten Acryl-Multigrund verwendet. Da die offenen Fasern an den Kanten viel Feuchtigkeit ziehen, wurde die Grundierung an Kanten dick mit einem Pinsel aufgetragen, an den Flächen dünner mit einer Rolle.
Nach dem Aushärten der Grundierung ging es an den Zwischenschliff, um Nasen zu entfernen, zu dick aufgetragene Grundierung abzutragen sowie die durch die Grundierung aufgestellten Holzfasern zu beseitigen. Bei diesem Zwischenschliff wurden Flächen und Kanten mit 240er Schleifpapier abgeschliffen. Im Anschluss habe ich die Lautsprecher mit einem Hybridlack in matt weiß im Farbton Glacierweiß lackiert. Da nach der ersten Lackschicht noch unterschiedliche Farbnuancen zu erkennen waren, sollte es in die zweite Runde ,Zwischenschliff&Lackieren' gehen. Hierbei wurde ein Schleifpapier mit 320er Körnung verwendet und der finale Anstrich mit einer feinporösen Lackrolle ausgeführt, sodass alle Farbunregelmäßigkeiten und Schatten entfernt wurden. Damit war das Gehäuse finalisiert!
Nun stand das Löten der Frequenzweiche an. Nach der anfänglichen Analyse der mitgelieferten Lötplatine und der Überlegung der Verschaltungsmöglichkeiten konnten die Komponenten (Spulen, Kondensatoren) und Kabel (Eingang +/-, Tiefmitteltöner +/-, Hochtöner +/-) nach Vorlage des Schaltplans verlötet werden. Hierzu musste die mitgelieferte Universal-Lötplatine durch einige feine Bohrlöcher ergänzt werden. Anschließend wurden die Komponenten mit Schmelzklebstoff (Heißklebepistole) an der Lötplatine fixiert.
Mit dem finalisierten Gehäuse und der fertiggestellten Frequenzweiche ging es in den letzten Arbeitsschritt: die Endmontage. Hier habe ich zuerst die Frequenzweiche auf die mitgelieferten Abstandshalter gesetzt und sie dann durch das Loch des unteren Mittel-Tief-Töners an die Rückwand des Gehäuses geschraubt.
Im Anschluss wurden die Kabel zu den jeweiligen Öffnungen verlegt, gekürzt und die Enden verzinnt. Dann wurden die Bassreflexrohre eingesetzt. Beim einen Lautsprecher konnte das Rohr ohne Nacharbeit eingesetzt werden und wurde durch die Lamellen am Rohr gehalten, bei dem anderen Lautsprecher war das Loch etwa einen mm zu groß und so musste das Rohr mit einigen Umwicklungen Kreppband "vergrößert" werden.
Das Gehäuse habe ich mit 7 von den mitgelieferten 8 Paketen Sonophil gedämmt. Hierzu wurden die Sonophil-Platten zuerst an die Innenwände gelegt und anschließend raumfüllend in die freien Bereiche positioniert. Anschließend wurden die Kabel an die Chassis und Terminals angelötet und diese an das Gehäuse geschraubt.
Bevor die Lautsprecher auf ihre Funktion geprüft werden konnten, wurden abschließend kleine Filzpads als Füße unter die Lautsprecher geklebt. Dann war der große Moment gekommen: die Lautsprecher nahmen ihren neuen Platz ein und wurden an den AV-Receiver angeschlossen.
Die Lautsprecher bewegten zu "Nothing Else Matters" in der Liveversion das erste Mal ihre Membranen. Die Sorgfalt beim Verkabeln und Verlöten hatte sich dem Anschein nach ausgezahlt. Der Klang war erstaunlich klar und differenziert. Es kam mir vor als würden Metallica das Lied wenige Meter vor mir spielen. Nach einigen weiteren Liedern aus anderen Genres habe ich für mich erkannte, dass ich nun im HiFi-Bereich angekommen bin.
Da ich mir, als absoluter Neuling kein Bild vom Arbeitsaufwand und den entstehenden Zusatzkosten machen konnte, liefere ich hier ein paar Zahlen & Fakten. Unter Berücksichtigung des vorhandenen Werkzeugs (Oberfräse+Fräsköpfe, Staubsauger (für Späneabsaugung während des Fräsens), Deltaschleifer, 2 Spanngurte, 2 Spannklemmen, Lötkolben+Zinn) habe ich insgesamt 402Euro (inkl. Bausatz) für beide Lautsprecher gezahlt. In einigen mehr oder weniger intensiven Arbeitstagen habe ich die Lautsprecher über den Zeitraum von etwa 22 Arbeitsstunden gefertigt.
Abschließend kann ich sagen, dass mir das Projekt viel Freude bereitet hat. Ich habe viel gelernt, wurde handwerklich herausgefordert, habe mit Freunden und Familie zusammen am Projekt gearbeitet und wurde letztendlich mit einem klasse Sound sowie mit schicken Lautsprechern belohnt, welche sich super in das Bild meines Wohnzimmers einfügen.