Eine Eton-Standbox für jede Gelegenheit
Es wurde ein Lautsprecher erklärt, der im ersten Moment an eine Selbstbau-Kiste erinnert, weil er keine Mainstream taugliche Form besitzt. Im Laufe des Artikels wurde die eigenwillige Optik durch den guten Klang ins rechte Licht gerückt.
Meist verbinden wir ja gutes Design mit gutem Klang, da täuschen uns unsere Sinne oft. Am besten sind immer noch die Diskussionen im Bekanntenkreis, bei denen mit "Die klingen doch alle gleich!" die bessere Optik als Kaufargument gerechtfertigt wird. Dann antworte ich meist, das Geheimnis des Verkaufens ist das Erreichen einer möglichst großen Zielgruppe mit mainstreamtauglichem plakativen Klang. Für die Fertigboxenhersteller Pflicht, bei uns eher eine Kür, wir können eben auch einmal etwas gegen den Mainstream entwickeln und das Design hat man ja eben selbst in der Hand - "custom made" eben.
Wir werden immer tiefer in dieses Thema einsteigen, um dem Selbstbauer seinen Weg so einfach wie möglich zu gestalten. Das Thema Dreamcatcher wurde nun konsequent fortgeführt und auch, wenn die Entwicklungszeit bis zur zweiten Version dem einen oder anderen als sehr lang vorkommen mag, so braucht es halt seine Zeit, um etwas Kompromissloses für das Auge und das Ohr zu schaffen.

Die Kombination aus handlichen Gehäuseabmessungen und großen Chassis macht diese Standbox zum idealen Universallautsprecher, der sowohl in kleinen als auch in mittleren Räumen spielt, ohne in großen Räumen in Bedeutungslosigkeit zu versinken. Die Betonung liegt hier auf dem Raum und nicht auf dem Musikmaterial. Seine Homogenität und Ausgewogenheit machen ihn fit für jeden Musikstil. Die Dreamcatcher Two ist ein richtiges "Universaltalent", was die angeführte Raumsituation betrifft.
Teilweise wird dem einen oder anderen Leser die Box bekannt vorkommen, das Gehäuse ist mit dem der Orchestra 27 beinahe identisch. Auch die Parallelen zur ersten Dreamcatcher Regalbox sind deutlich zu erkennen. Warum diese Parallelen? Wie muss ein Gehäuse gestaltet sein, damit der Traum wahr wird und das Zusammenspiel zwischen Gehäuse und Treiber funktioniert? Horchen wir einmal hinein, was die Technik dazu sagt.
Gehäuse
1. Die Schallwand muss eine günstige Form aufweisen, damit der Mittel-Hochtonbereich ganz sauber bleibt. Die Beugung an den Kanten der Box verleihen eine frequenzselektive Abstrahlcharakteristik und sorgen somit an unterschiedlichen Hörpositionen für wohlklingenden oder hart klingenden Sound. Letztlich kann man das auf die Betonung der Obertonreihe des gespielten Stückes reduzieren, sodass eine sehr hohe Gleichmäßigkeit im Rundstrahlverhalten auch einen sehr angenehmen Klang im Raum erzeugt. Die Dreamcatcher Two weist diese Merkmale auf, sodass einer sauberen Darstellung nichts im Wege steht.
2. Das Gehäuse muss den Tieftönern die Möglichkeit zum Wiedergeben von Tiefbass ermöglichen, hierbei ist das Bassreflexsystem (ein phasenversetzt spielender Helmholzresonator) nach wie vor eine sehr vorteilhafte Variante.

4. Die vierte Disziplin ist die Gehäusedämmung, hierbei sollen stehende Wellen, also Resonanzen der Luft im Gehäuse, so bedämpft werden, dass diese nicht die Membrane der Chassis zum Nachschwingen motivieren.
Beim Gehäuse der Dreamcatcher Two wurden alle diese Aspekte unter die Lupe genommen und so optimiert, dass ein Kompromiss aus Perfektion und Selbstbau gefunden wurde. Die Schallwand um den Hochtöner ist dafür ein gelungenes Beispiel und so der Keramikkalotte eine detailverliebte "seidenhafte" Spielweise ermöglicht, wie sie sonst nur von deutlich höherpreisigen Lautsprechern zu hören ist.


Durch das schon sehr optimierte Gehäuse reicht eine minimalistische Bedämpfung mit schwarzem Sonofil. Diese hat den Vorteil, dass der Lautsprecher so sehr detailreich und feindynamisch spielt und die Tiefmitteltöner dem Hörer ihr volles Potential anbieten. Zur Bedämpfung wird von uns das obere Fach mit zwei Matten Sonofil locker gefüllt, hierzu ist ein Hohlraum hinter dem Tiefmitteltöner zu belassen. Der Hohlraum hinter dem unteren Tiefmitteltöner wird mit einer Schicht Sonofil ausgelegt. Wird Sonofil als Rolle durch die Chassisöffnung geschoben und die Rolle leicht geöffnet, dann erreicht man mit nur einem Stück Sonofil eine super Bedämpfung.
In der Spielweise zeigt sich bei der Dreamcatcher Two der Gehäuseaufwand. Das ganze Klangspektrum wird feingliedrig und definiert wiedergegeben, ohne dass irgendeine Übertreibung zu hören ist. Dazu passt der präzise Bass, den die Tiefmitteltöner über das gesamte Pegelspektrum liefern. Super leise bis super laut, immer klar und immer genauso schön wie das Klangmaterial.
Gehäusebau
Die einzelne optimierte Schallwand, wie auch den gesamten (easy assemble) Gehäusebausatz, können Sie über Intertechnik beziehen. Welches Holz trifft ihren Geschmack; MDF Birke oder vielleicht schwarzes MDF oder kombinieren Sie mal selber. Kontakt und Anfragen an noetzel at intertechnik de "Thema mein Gehäusebausatz ".


Für mich persönlich habe ich die Bessey Spangurte als sehr funktionell entdeckt. Wenn sich das Selbstbauherz mal öfters meldet lohnt sich die Anschaffung mit Sicherheit.



Finish


Das war's. Einfacher geht es nicht mehr, schneller auch nicht.


Chassis
Ein 28 mm Magnesium Hochtöner, beidseitig mit Keramik beschichtete Kalotte, hoher Steifigkeit und mit sehr guter innerer Dämpfung, garantiert einen weichen, runden Klang mit frappierender Detailauflösung und exzellenter 3D Raumdarstellung.




7" Tiefmitteltöner mit variablem Einsatzbereich, offene Phase Plug Bauweise, 3-schichtige Hexacone Sandwich-Membrane, verfügt über ein solides Bassfundament, neutrale Klangeigenschaften.




Frequenzweiche

Wie kann das sein?
Die Problematik von Doppelbass und Zweiwege-Weichen besteht insbesondere darin, dass in der Regel der Übergang von einer sehr großen Membranfläche (der zwei Tieftöner) zur kleinen Fläche der Kalotte zu einem aufdringlichen oder unausgewogenen Hochtonbereich führt. Die Weiche ist bei der zweiten Dreamcatcher jedoch so tief getrennt, dass dieser Effekt hier nicht auftritt. Zudem ist durch die tiefe Trennung den sehr früh einsetzenden Membranresonanzen der Tiefmitteltöner ein Riegel vorgeschoben, so dass diese nicht mehr das Ausschwingverhalten im Hochton beeinflussen.
Ein weiteres Detail ist die Absenkung des ansonsten vorlauten Hochtonpegels, das kann natürlich schwer ins Auge gehen und zu einer Klangverfärbung sowie zum Verlust von Details führen. Hierzu ist es immer wichtig, den Energiefrequenzgang - der in der Simulation erzeugt wird - im Auge zu behalten, da wir nicht im Freien Musik hören, sondern in Wohnräumen.
Der Energiefrequenzgang ist der Frequenzgang, der die Schallenergie in alle Richtungen abbildet. Der physikalisch ideale Lautsprecher hat natürlich auf Achse im Freifeld und als Energiefrequenzgang lineare Verhältnisse. In der Realität werden erst bei Vierwege-Konstruktionen solche Ziele verfolgt - wobei die Umsetzung oft nur an einen misslungenen Versuch erinnert. Letztlich ist die Simulation des Energiefrequenzgangs auch nur eine von mehreren Faktoren, die bei der Weichenentwicklung berücksichtigt werden müssen.
Die Tritec Luftspulen mit konzentrischen Litzenaufbau. Kein Kern, keine Sättigungsverzerrungen, konstante Induktivität bei Belastungswechsel, verbackene verdrillte Litzen für geringste Mikrofonie-Einflüsse.


Im Superhochtonbereich, also bei den Obertönen, hat die Kalotte eine Betonung auf Achse. Wie die kleine Regalbox, so sind auch die Standboxen immer eher parallel als direkt auf den Hörer auszurichten. Unter leichten Winkeln reduziert sich diese Betonung, so dass ein Drehen des Lautsprechers aus dem idealen Stereodreieck heraus, hin zur parallelen Aufstellung in der Summe aller Eigenschaften zur größeren Klangfülle führt als ein Saugkreis im Superhochtonbereich.
Und für alle jene, die wenige Frequenzweichenbauteile als ein Optimum verstehen, erfüllt diese Weiche definitiv diese Maxime. Wenige hochwertige Bauteile für einen exzellenten Sound, das ist diesmal Realität geworden.



Messungen






Daher eine kleine Analyse im Detail:
Normale Zimmer haben Resonanzen im Bassbereich und betonen diesen daher entsprechend den Abmessungen des Zimmers. Daher ist der gehörte Bass immer von der Aufstellposition, der Hörposition und der Bauweise des Zimmers abhängig (Trockenbauwände und Holzbalkendecke oder massiv gemauert und mit Betondecke, so erklären sich beispielsweise auch die unterschiedlichen amerikanischen und englischen Abstimmungen).
Eine Überhöhung im Bass kann somit nicht nur den Nachbarn, sondern auch den Hörer nerven, weil der Bass bei einzelnen Frequenzen schlichtweg zu laut ist für den Rest der Musik. Die Gleichmäßigkeit des Tieftonbereiches ist entscheidend, damit Grundtonbereich und Klangfarbe stimmen und der Bass als tief und rund empfunden wird.
Als weiteres Kriterium ist zu beachten, dass ein Lautsprecher mit linearem Bass bei geringen Lautstärken beachtlich an Wirkung verliert, da das menschliche Gehör nicht linear arbeitet. Die hervorragenden Qualitäten der Dreamcatcher Two bei leiser Musik verdankt diese daher auch dem von unten sauber ansteigenden Bassverlauf.
Der Frequenzgang im Oberbass ist zunächst normal, erst im Mitteltonbereich gibt es je nach Hörwinkel eine kleine Überhöhung. Hier wäre die normale Assoziation, dass der Lautsprecher einen anschreien müsste, dennoch klingt die Box nicht so. Die Bündelung auf Achse ist in diesem Frequenzband sehr hoch und eine lineare Abstimmung klingt im Vergleich dazu viel zu grell und plakativ, wobei es den Stimmen dann zudem an Körperhaftigkeit fehlt - also alles richtig gemacht.
Der Frequenzgang im Hochtonbereich ist auf Achse im Freifeld eher zu niedrig, aber auch hier war die Zielsetzung, durch eine grundsätzliche Ausgewogenheit die Musik möglichst echt wiederzugeben. Ein linearer Hochton wird allzu schnell als anstrengend wahrgenommen und der Musik fehlt dann die Gesamtheit und es ist alles ein wenig zu grell - also auch hier alles richtig gemacht.
Beim Wasserfalldiagram sieht man ein ideales Ausschwingverhalten, ohne zeitlichen Versatz des Hochtöners. Beim Klirr verhält sich die Dreamcatcher Two fast mustergültig, der Hochtöner lässt keine Wünsche offen, lediglich bei den Tiefmitteltönern würde man sich noch ein wenig weniger Klirr im Grundtonbereich wünschen.
Wie wirkt sich das beim Musikhören aus? Wie, wenn der Interpret im Zimmer steht? Wie sonst?
Abstimmung
Es ist alles da, es fehlt nichts, die Feinheit der Dynamik gibt jeden Hauch des Interpreten wieder. Alles, was elektrisch über das Kabel kommt, wird geradezu meisterhaft umgesetzt. Die Dreamcatcher Two wird ihrem Namen gerecht, weil sie das Magische, die emotionale Bühne der Musik in den Hörraum transportiert, nicht nur Klang und räumliche Tiefe und Weite, das können andere gute Lautsprecher auch.
Dieser Lautsprecher kann auch leise - so könnte man es trocken formulieren - so als ob der Dynamikbereich der Dreamcatcher Two im Vergleich zu den alten Eton Symphony1 Lautsprecherkonstruktionen verdoppelt wurde.

Klang
Antonio Forcione Quartett mit Heart Beat in Concert.
So lässt sich auch die Gitarre in den abendlichen Stunden nach 22 Uhr in vollen Zügen genießen.
Dass mein Sofa nicht zum Mitschwingen angeregt wird, hat wohl eher etwas mit dem zum Bass gleichmäßig abfallenden Frequenzgang zu tun als mit irgendwelchen Raummoden. So bleibt noch ein Überschuss übrig, um Geld in die Plattensammlung statt in Absorber zu stecken.
Never Going Back Again aus dem - wer kennt es nicht - legendären Album "Rumours" von Fleetwood Mac.
Die Musik steht mit einer solchen Präsenz im Raum, dass es eine Schande gewesen wäre, die Dreamcatcher Standbox als 2,5-Wege-Box auszulegen. Die Tiefmitteltontreiber produzieren mit ihrer Membranfläche zweier 7-Zöller eine so fantastische Bühnenpräsenz, wie wir es von Eton-Chassis in unserem Hause selten gehört haben. Also genau der richtige Lautsprecher für audiophile Leisetreter und Eton Fans. Es gibt aber auch eine klare Einschränkung für Tiefbassfanatiker. Pegelfestigkeit ist Ihr aber in die Wiege gelegt worden, wenn es doch einmal ein 00x-Agenten Film sein soll.
Was für ein Raum in Everything Must Change aus dem Album. Focal: The Spirit Of Sound, Vol. 5.
Oleta Adams Präsenz im Hochton ist im Vergleich zur Dreamcatcher One subjektiv durch die Zwillings-Besetzung im Mitteltonbereich noch einmal gestiegen. Einbildung? Wie auch immer: Fantastisch, wie die Chassis-Besetzung miteinander harmoniert. Aus dem fantastischen Duo der Dreamcatcher One wird ein Trio, ohne dabei den Pfad des tugendhaften Zweiwegesystems zu verlassen. Die Idealbesetzung, wenn man einen Sinn für direkte audiophile Klangqualität mit absolut klarer Präsenz hat.
Bei "In The Getto" von dem selben Album wird es mir bewusst, welche Klasse in dem Hochtöner steckt, wenn man das Händchen mitbringt eine solch klare und in keinster Weise aggressive Hochton-Präsenz darzustellen, wie in unserer Dreamcatcher Kreation. Nicht nur Eton verpflichtet, sondern auch unsere Serie Dreamcatcher. So bekenne ich mich immer mehr - I like Eton Sound.
Einzigartig ist, wenn es so gar nicht in den Fingern juckt, den Lautstärkeknopf lauter zu drehen. Das ist geradezu Balsam für die Nerven.

Fazit:
Hochton: klar und direkt
Mitten: große Räumlichkeit und schöne Präsenz
Bässe: knackig und dynamisch
Stereo: als Solist bestens geeignet. Die ultimative Ergänzung zu Ihrem TV Erlebnis.
Gute Träume!
Marcus Nötzel und das Intertechnik-Team
